Dominic Stricker im Interview: "Ich fühle mich noch fitter als zuvor"
Dominic Stricker ist nach langer Verletzungspause auf dem Weg zurück. Beim Challenger in Grodzisk Mazowiecki hat sich der Schweizer Zeit für ein Interview mit tennisnet.com genommen.
von Florian Heer
zuletzt bearbeitet:
14.08.2024, 09:17 Uhr
Von Florian Heer aus Grodzisk Mazowiecki
Aufgrund einer Verletzung am unteren Rücken musste Dominic Stricker ein halbes Jahr pausieren. Im Juni dieses Jahres erfolgte dann bei der Surbiton Trophy auf englischem Rasen das Comeback. Nach den Auftritten bei den Heimturnieren auf Sand in Gstaad und Zug, sowie Matches in der Nationalliga A und dem Titelgewinn mit dem TC Seeblick ZH erfolgt nun sein Saisondebut auf den Hartplätzen.
Beim Kozerki Open Challenger im polnischen Grodzisk Mazowiecki legte der 21-jährige Berner einen guten Start hin. Gegen den Inder Ramkumar Ramanathan gewann Stricker nach hartem Kampf am Dienstagnachmittag sein Erstrundenmatch mit 5-7, 6-3, 6-4.
Wir haben uns mit der Nummer 190 der ATP-Weltrangliste im Anschluss zum Interview verabredet.
Tennisnet: Glückwunsch zum heutigen Sieg. Was hat den Unterschied ausgemacht?
Dominic Stricker: Es ist nie leicht gegen solche Spieler. Er schlägt sehr gut auf. Der Platz ist extrem langsam. Ich muss mich auch wieder an die Hartcourts gewöhnen, da ich letzte Woche noch auf Sand gespielt habe. Ich habe am Ende aber das Spiel in die Hand genommen und war effizienter.
Wie geht es dir nach der langen Pause? Wie ist die aktuelle Verfassung?
Alles gut. Ich fühle mich topfit, wahrscheinlich sogar noch fitter als zuvor. Ich habe auf dem Platz keine Beschwerden mehr. Das war das Hauptziel. Toll, dass es auch so eingetreten ist.
Kannst du uns noch etwas über deine gut halbjährige Zwangspause erzählen. Wie verlief die Zeit für dich?
Es war natürlich eine schwierige Zeit für mich. Wir wussten am Anfang nicht wie schlimm es wirklich ist. Das es sich schließlich so lange hingezogen hat, hatten wir nicht wirklich gedacht. Zu Beginn ging es erstmal darum die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Dann den Muskelaufbau im Rücken wieder durchzuführen damit alles besser wird. Schließlich konnte ich auch wieder mit dem Tennis beginnen. Da gab es zwischenzeitlich auch wieder Rückschritte, da man etwas zu viel macht. Bis wir zu dem Punkt kamen, an dem ich wieder vollkommen schmerzfrei war, hat einfach Zeit gebraucht.
Du bist jemand, der gerne mit dem Ball trainiert. Wie konntest du die Zeit kompensieren, wo dies vielleicht nicht immer möglich war?
Das hat mir extrem gefehlt. Wenn dir jemand das wegnimmt, was du über Jahre hinweg gerne getan hast, dann fehlt dir das. Natürlich haben wir versucht auch spielerische Elemente einzubauen. Gegen Ende konnte ich auch wieder Golf spielen, was mir sehr geholfen hat den Kopf etwas zu lüften.
Seit einigen Wochen bist du zurück auf der Tour. Du hast auf Gras in Surbiton begonnen gefolgt von den Heimevents in Gstaad und Zug. Wie fällt dein Fazit aus?
Es war natürlich nicht einfach wieder den Rhythmus zu erlangen. Das schönste war jedoch einfach wieder da zu sein, wieder Tennis spielen zu können. Jetzt geht es noch um das Selbstvertrauen. So Matches wie heute können positiv dazu beitragen, dieses wieder zu erlangen.
Du hast auch Liga gespielt. Welche Rolle hat diese gespielt?
Es war sehr gut, um Matchpraxis zu sammeln und auch Selbstvertrauen zu tanken. Wir sind am Ende auch Schweizer Meister geworden. Das war ein super Abschluss mit tollen Kollegen.
Bald stehen die US Open an, wo du im vergangenen Jahr bis ins Achtelfinale gekommen bist. Das bedeutet auch, dass du einige Punkte zu verteidigen hast. Baut sich da etwas Druck auf?
Nicht wirklich. Auch wenn es nicht in der Woche der US Open sein wird, weiß ich jedoch, dass ich die Punkte irgendwo holen werde. Es kann allerdings noch einiges bis dahin passieren. Ich werde im Vorfeld noch hier und in Winston-Salem spielen.
Du bist zum ersten Mal bei den Kozerki Open am Start. Wie sind deine Eindrücke?
Es ist megaschön hier. Das Hotel ist direkt auf der Anlage. Alles ist sehr neu hier. Wir haben ein großes Gym und das Essen ist top.
Die Olympischen Spiele in Paris sind gerade zu Ende gegangen. Was waren deine Highlights?
Es gab einige. Die Schweiz hat eine Goldmedaille errungen. Ich habe viel Beachvolleyball geschaut. Golf habe ich natürlich auch verfolgt und Leichtathletik ist immer sehr spannend. Insgesamt habe ich mich durch die verschiedenen Sportarten gezappt.
Du bist Fan von Young Boys Bern. Diese sind Schweizer Fußballmeister geworden. Dein Coach Dieter Kindlmann ist Bayern-Anhänger. Hofft ihr jetzt auf ein Zusammentreffen in der Champions League?
Didi hat schon ein paar Sprüche gemacht. Wir spielen in der Qualifikation gegen Galatasary Istanbul und da sprach er uns jegliche Chancen ab. Aber wir werden sehen. Die bisherige Saison verlief für uns noch nicht so gut, aber das Team wird sich noch steigern.
Welche Rolle hat Dieter Kindlmann während deiner Verletzungspause gespielt?
Er hat eine sehr wichtige Rolle eingenommen. Er ist immer sehr im Match drin. Wir haben aber auch neben dem Platz immer eine gute Zeit und viel Spaß zusammen. Wir spielen gerne gemeinsam Karten oder Würfeln. Wir können Arbeit und Freizeit sehr gut trennen.
Was fehlt dir gerade noch, um auf dein Niveau von vor einem Jahr zu kommen?
Ich glaube lediglich das Selbstvertrauen. Das ist allerdings eine Frage der Zeit. Ich spüre dies im Training und Matches wie heute zu gewinnen, tut richtig gut. Man muss es jedoch auch immer richtig einordnen. Das aktuell noch nicht alles funktioniert ist normal. Ich habe mich beispielsweise seit einiger Zeit keinen Breakbällen mehr gegenübergestanden. Da ist es nicht selbstverständlich so cool und locker zu bleiben, wie das vorher der Fall war. Das benötigt seine Zeit.
Wie sehr vermisst du die großen Turniere bzw. ist es schwierig für dich bei kleineren Events anzutreten?
Das ist nicht leicht, wenn du von großen Events kommst. Zurzeit bin ich allerdings über jedes einzelne Match froh, egal wo und gegen wen. Da genieße ich es auch mal vor weniger Publikum zu spielen. Das Wetter ist fantastisch und es ist sehr gut hier zu spielen. Ich bin sehr glücklich meine erste Runde gewonnen zu haben.
Jetzt geht es gegen Mark Lajal. Was erwartest du von dem Match?
Wir haben noch nicht gegeneinander gespielt. Ich habe ihn allerdings schon öfter gesehen. Er hat heute parallel gespielt und da werde ich bestimmt noch einmal reinschauen und mir was Passendes zurechtlegen.
Vielen Dank und viel Erfolg.