Dominic Thiem - Der Touch und die Rückhand sind schon wieder da
Dominic Thiem ist gestern in der ersten Runde des ATP-Tour-250-Turniers in Belgrad gegen John Millman in drei Sätzen ausgeschieden. Manches im Spiel des Österreichers funktionierte schon wieder gut. Anderes nicht so sehr.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
20.04.2022, 07:21 Uhr
In fast allen Lebenslagen ist es lehrreich, über den Tellerrand hinauszuschauen, wenn möglich eine zweite Meinung einzuholen. Und so darf man die Einschätzungen der Kommentatoren im World Feed zum Comeback von Dominic Thiem in Belgrad am gestrigen Dienstag durchaus ernst nehmen. Zumal von journalistischer Objektivität auszugehen ist. Und also stand die Vorhand von Thiem oft im Mittelpunkt der Diskussion. Und das Urteil, dass der Österreicher (noch) nicht durch seinen Gegner „hindurch“ spielen könne. Das nun darf nicht sonderlich anmuten: Die Vorhand ist nach der Handgelenksverletzung von Thiem sicherlich jener Schlag, der am längsten brauchen wird, um wieder den Schwung der alten, besten Jahre zu erreichen.
Aber interessant: Konsens zwischen den beiden britischen Kommentatoren war auch, dass Thiem dieser Schwung, dieser enorme Druck, den er mit seinem Paradeschlag ausüben konnte, schon vor der Verletzung abhanden gekommen war. Etwa bei seinem Aus bei den French Open 2021 gegen Pablo Andujar. Das wird sicherlich in der nahen Zukunft genauer zu beobachten sein, nächste Woche in Estoril geht es für Dominic Thiem ja schon weiter.
Thiem mit starker Rückhand
Was man im Match gegen John Millman gesehen hat: Der Touch ist schon wieder da. Thiem deckte seinen Gegner mit einer Vielzahl von Stoppbällen ein. Fast wähnte man sich an das Treffen mit Hugo Gaston im Herbst 2020 in Roland Garros erinnert. Da war Thiem allerdings der Empfänger, nicht der Absender so wie gestern in Belgrad. Millman, fürwahr nicht schlecht zu Fuß, rannte jedenfalls des öfteren ins Leere.
Auch schon wieder vom Feinsten: der Rückhand-Schuss die Linie entlang. Mit eben dem hat Dominic Thiem ein paar Mal die Linien geputzt, Millman konnte den Bällen nur chancenlos nachschauen. Auch die Beinarbeit war schon nahe am höchsten Level. Über die Position auf dem Court wird Thiem sicherlich mit Coach Nicolas Massu reden: Teilweise war er im TV-Bild gar nicht zu erkennen, so weit stand der US-Open-Champion von 2020 hinter der Grundlinie. Ein ziemlich starker Kontrast übrigens zu Stefanos Tsitsipas, der bei seiner Titelverteidigung in Monte-Carlo die Grundlinie nicht preisgegeben hatte. Beim Return hat Thiem einiges liegen lassen: Lediglich 27 Prozent der Punkte bei zweitem Aufschlag von Millman konnte er gewinnen, der Australier kam in dieser Kategorie immerhin auf 43 Prozent.
Und der Aufschlag? Dass das Match mit einem Doppelfehler zu Ende ging - geschenkt. Je länger die Partie angedauert hat, umso mehr Druck schien Dominic Thiem mit seinem Service aufbauen zu können. Am Ende standen vier Asse in der Statistik, bei zwei Doppelfehlern. 60 Prozent der ersten Aufschläge fanden ins Feld, davon gewann Thiem wiederum 63 Prozent der Punkte. Nicht überragend, aber ein ordentlicher Start. Insofern wäre es schön gewesen, wenn in Belgrad noch ein weiterer Auftritt zustande gekommen wäre. Denn mit Miomir Kecmanovic, der in dieser Saison stark auftrumpft, wäre eine richtig große Prüfung angestanden.