DTB-Talent Max Schönhaus: „Tommy Haas ist ein absolutes Vorbild“
Der Sauerländer Max Schönhaus, der im letzten Jahr den Wimbledon-Juniorentitel im Doppel erringen konnte, strebt als topgesetzter Spieler den Titelgewinn beim ITF-Jugend-Weltranglistenturnier in Oberhaching an. In der TennisBase stellt sich das 17-jährige Top-Talent dem ausführlichen tennisnet-Interview.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
04.02.2025, 18:23 Uhr
Schon bei den ersten Schlägen während seiner Trainingseinheiten in der TennisBase Oberhaching, wo in den nächsten beiden Wochen erst ein ITF-Junioren-Turnier der Kategorie J200, gefolgt von einem M15-Turnier der Herren, ausgetragen wird, sind die Parallelen von Max Schönhaus mit dem ehemaligen deutschen Weltklassespieler Tommy Haas kaum zu übersehen. Wie der ehemalige Weltranglisten-2. besticht der 18-jährige mit technisch sauberen Schlägen und steht dem Altmeister in Sachen Ästhetik bei seiner einhändig geschlagenen Rückhand in kaum etwas nach. Auch den Weg über den großen Teich wählte der Sauerländer im vergangenen Jahr, als er seine Ausbildung bei der IMG-Akademie aufnahm, die früher als Nick-Bollettieri-Akademie die sportliche Heimat des deutschen Davis-Cup-Spielers war. Im exklusiven tennisnet-Interview spricht der DTB-Youngster über seine Erfolge im Junioren-Bereich, seine Erfahrungen in den USA und seine künftigen Ziele.
tennisnet: Max, im Vorjahr hast du bereits hier in Oberhaching gespielt und das Finale erreicht, in welchem du deinem DTB-Kollegen Justin Engel unterlegen warst. Hast du hier noch eine Rechnung offen?
Max Schönhaus: Trotz der Finalniederlage im letzten Jahr gegen Justin fand ich, dass es ein gutes Turnier war. Ich war mit zufriedenstellenden Resultaten aus Australien hierhergekommen und habe direkt eine Endspielteilnahme nachgelegt. In diesem Jahr möchte ich das Turnier natürlich gewinnen und die Chancen dazu stehen nicht so schlecht.
Titel beim TE-Junior-Masters als erstes Ausrufezeichen
tennisnet: Du und Justin wart euch ja bereits 2021 beim TE-Junior-Masters in Monte Carlo im Endspiel der U14-Klasse gegenübergestanden, wo du die Nase vorn hattest. Wie hat sich das damals in der öffentlichen Wahrnehmung deiner Person ausgewirkt?
MS: Der Titelgewinn damals hat diesbezüglich kaum etwas verändert. Zum Glück hat mir meine damalige Trainerin sehr geholfen, diesen Erfolg realistisch einzuordnen und bodenständig zu bleiben. Natürlich hat mir der Titel ordentlich Selbstvertrauen gegeben, dennoch ist es nur ein Kapitel und man muss einfach stetig hart daran arbeiten, um weitere Erfolge einzufahren.
tennisnet: Was macht es für dich so angenehm, hier das Turnier im Bundesstützpunkt zu spielen?
MS: Das Umfeld hier in Oberhaching beim Bayerischen Tennis-Verband ist einfach absolut top. Die Courts, das Gym und vor allem die Leute, die hier alles organisieren, bieten einfach ideale Bedingungen, zudem kann man hier auch gleich in den Internatszimmern schlafen. Und ein Turnier in Deutschland vor heimischem Publikum zu spielen ist immer etwas ganz Besonderes.
Doppel-Triumph bei den Wimbledon-Junioren
tennisnet: Das wahrscheinlich größte Highlight in der letzten Saison war dein Junioren-Wimbledon-Titel im Doppel. Welche Erinnerungen hast du daran?
MS: Daran habe ich natürlich sehr viele positive Erinnerungen. Nach Roland Garros war es das zweite Grand-Slam-Turnier, das ich mit meinem Partner eher aus Zufall zusammen gespielt hatte. Trotzdem möchte ich auch da den nächsten Schritt machen und in diesem Jahr bei den Majors auch im Einzel ein gewichtiges Wort um den Titel mitreden. Das geht aber natürlich nur über harte Arbeit.
tennisnet: Im letzten Jahr hast du bereits einige Profi-Turniere bei den Herren bestritten. Worin siehst du die größte Umstellung bzw. die größten Schwierigkeiten?
MS: Ich komme diesbezüglich gerade mit ganz frischen Eindrücken vom ATP-Challenger-Turnier in Koblenz, wo ich aufgrund einer Wildcard für das Hauptfeld wertvolle Erfahrungen sammeln durfte. Das geht schon beim Einspielen los, dass da die Konzentration schon eine ganz andere ist. Auch der Aufbau der Rallyes ist bei Aufschlag und Return viel intensiver. Während die Junioren, mich eingenommen, da schneller mal wegbrechen, machen die Herren viel weniger Dummheiten. Es ist halt ein geduldsamer Prozess, bis man da in Sachen Konzentration und Spielaufbau komplett mit dabei ist.
Ausbildungs-Jahr bei IMG in den USA
tennisnet: Du hast dich für den Weg in die USA entschieden, um deine Tennis-Ausbildung bei IMG voranzutreiben. Wie kam es dazu?
MS: Der Kontakt kam über meine Agentur zustande, die mir das angeboten hat. Neben zwei weiteren Optionen haben wir von dieser Top-100-Juniors-Trainingsgruppe erfahren, mit der ich dann bei IMG zusammenarbeiten konnte. Leider hat sich die Gruppe inzwischen aufgelöst, da fünf Spieler ans College gewechselt sind und einer jetzt verstärkt mit dem japanischen Tennis-Verband zusammenarbeitet. Es war aber ein unglaublich lehrreiches Jahr für mich, in dem ich auch viele neue Arbeitsweisen kennenlernen durfte, was mich sehr viel weitergebracht hat.
tennisnet: Wo trainierst du aktuell nach deinem USA-Jahr?
MS: Ich trainiere jetzt bei Björn Simon im Club SC Frankfurt 1880, der neben Rugby und Hockey auch eine große Tennisanlage hat. Zudem arbeite ich dort auch mit meinem Athletik-Trainer Hannes Heyder.
tennisnet: Wie war in den USA die Schulausbildung in den Tennis-Alltag integriert?
MS: Ich habe hier in Deutschland bereits die mittlere Reife mit Qualifikation abgeschlossen, könnte also das Fachabitur machen. Ich hatte mich aber entschieden, in den USA erstmal nur Tennis zu machen und habe dabei viele Turniere eingebaut. Mein Plan ist auch hier erst mal komplett auf Tennis ausgerichtet, aber immerhin steht mir alternativ noch eine weitere Option offen.
Trainingseinheiten mit Tommy Haas
tennisnet: Dein Spiel zeichnet technisch saubere und ästhetische Schläge mit einhändiger Rückhand aus. Wurden da schon öfters Vergleiche zu Tommy Haas gezogen, der ja im damaligen Nick-Bollettieri-Camp war, das von IMG übernommen wurde?
MS: Tatsächlich wurde ich dort öfters darauf angesprochen, denn deutsch und einhändige Rückhand wird dort ja unweigerlich mit seinem Namen in Verbindung gebracht. Er ist dort auch groß geworden. Ich durfte ihn persönlich kennenlernen und einige Einheiten mit ihm bestreiten. Er ist einfach ein richtig sympathischer Typ, was ich auch in zahlreichen Gesprächen abseits des Courts erfahren durfte. Auf dem Platz kann man sich auch heute noch vieles von ihm abschauen. Er brennt noch so unglaublich für den Sport und macht uns auf dem Platz mit seiner Intensität immer noch richtig kalt. Diesbezüglich ist er ein absolutes Vorbild.
Verstärkte Ausrichtung zum Herren-Circuit
tennisnet: Wie sieht deine diesjährige Turnierplanung aus? Wirst du noch weiterhin bei den großen Junior-Events antreten oder geht die Ausrichtung schon verstärkt zum Herren-Circuit?
MS: Ich versuche aktuell auf jeden Fall, mehr Turniere bei den Herren zu spielen. Im Sommer haben wir ein paar Challenger-Turniere in Deutschland und da möchte ich gerne eingreifen, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt.
tennisnet: Welche Ziele setzt du dir bis zum Ende der diesjährigen Spielzeit?
MS: Im Team setzen wir uns immer langfristige Ziele. Für dieses Jahr habe ich mir jedoch vorgenommen, bis zu meinem Geburtstag am 1. August in den Top 500 der ATP-Weltrangliste zu stehen. Das ist natürlich schon ein ambitioniertes Ziel, aber ich halte das schon für möglich, wenn ich mehr Herren-Turniere spiele und dabei gesund bleibe.
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die anstehenden sportlichen Aufgaben.