HTT Laver Cup in neue Dimension vorgestoßen
Eigentlich sollte man ja vorsichtig sein, wenn man mit Superlativen jongliert. Im Falle des am letzt...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
19.09.2023, 16:18 Uhr
Eigentlich sollte man ja vorsichtig sein, wenn man mit Superlativen jongliert. Im Falle des am letzten Sonntag zu Ende gegangenen HTT Laver Cups könnte es jedoch auch sein, dass einem die Superlativen ausgehen. Ja, die vierte Auflage des beliebten Team-Vergleichskampfs zwischen Team Austria und Team World ist am vergangenen Wochenende in eine neue Dimension in Sachen Turnierorganisation auf Breitensport-Ebene vorgestoßen. Der HTT Laver Cup 2023 ist in die oberste Beletage der wichtigsten und am besten organisiertesten HTT Events aufgestiegen. Ein Bericht von C.L
Nach der letztjährigen Ausgabe drohte dem HTT Laver Cup bereits das Aus
Mirsad Beganovic ist nicht nur “der Platzwart” einer der größten Tennisanlagen Wiens. Der gebürtige Serbe ist sowas wie die gute Seele des UTC La Ville, und zeichnet seit ein paar Jahren für die wohl besten Tennisplätze der Bundeshauptstadt verantwortlich. Vorallem aber ist der Chef-Kosmetiker der La-Ville-Courts 365 Tage im Jahr vor Ort, und daher wie kein Zweiter im Bilde, was Turniere & Veranstaltungen am Altmannsdorfer Ast betrifft. Am Sonntag beim abschließenden HTT Laver Cup Bankett, an dem Beganovic als Gast geladen war, kam “die serbische Perle” des UTC La Ville hochgradig begeistert aus dem Staunen & Schwärmen nicht mehr heraus. “Ich bin jetzt schon viele Jahre im La Ville, aber sowas wie an diesem Wochenende und speziell am heutigen Tag, habe ich hier noch nie und bei keinem Turnier erlebt. Das war Wahnsinn, einfach phantastisch”, schwärmte Beganovic. Und in der Tat, war die vierte Auflage des HTT Laver Cups 2023 nahe dran an der Perfektion. Und das nach einem vorjährigen Fiasko bei der dritten Auflage, nach der der Wettkampf zwischen österreichischen HTT Spielern und einer aus internationalen HTT-Assen zusammengestellten Welt-Auswahl vor dem Aus stand. Wir blicken 12 Monate zurück, zum HTT Laver Cup 2022, einer tristen Veranstaltung ohne Flair, ohne Atmosphäre und kaum einer Zukunftsperspektive. Zwei Teams bestehend aus Spielern, die ihr eigenes Süppchen kochten, und für einen gepflegten Teamgedanken kaum was übrig hatten. Dazu eine desolate österreichische Mannschaft, die “leb- und emotionnslos” in ein sportliches Debakel steuerte. Vom Wetter ganz zu schweigen, das bei knapp über 10 Grad für die unterkühlte Atmosphäre den passenden Rahmen bot.
Traumwetter und zwei “geile Teams” als Grundlage für den Erfolg
365 Tage später, ist alles anders. Der HTT Laver Cup hat an den drei Tagen seiner Austragung eine neue Sphäre angesteuert, eine in der maximal die “big events” der HTT wie die “Finals”, die HTT Erste Bank Open, die HTT French Open, oder einst auch die OTC Open ob ihres besonderen Rahmenprogramms, ihrer Exklusivität frönen. Mit der Gesamtperformance die der HTT Laver Cup 2023 zum Besten gab, muss sich jetzt aber sogar das Flaggschiff-Event der Hobby Tennis Tour, die “HTT Finals” Ende November warm anziehen und nach der Decke strecken. Spieler und Zuschauer waren sich einig, der HTT Laver Cup 2023 war das beste HTT Event aller Zeiten. Allerdings gehört zum Gelingen einer solch hochkarätigen Veranstaltung auch das nötige Glück dazu. Das begann an diesem Weekend mit dem Wetter, und einem Spätsommer-Wochenende an dem hochsommerliche Bedingungen in Wien-Liesing herrschten. Der nächste wichtige Baustein zum Erfolg waren die beiden Mannschaften mit Spielern, die ganz viel Engagement, Begeisterung und Herz für das Projekt mitbrachten. So wuchsen jeweils neun Individualisten binnen 72 Stunden zu einer Einheit und zwei Team zusammen, wo jeder für den anderen einstand. Man stand als Team auf dem Platz, half sich gegenseitig mit Coaching wenn es mal nicht rund lief, mit motiviertem Applaus und selbst wenn es – wie in beiden Teams passiert – zu Verletzungen kam.
Neue HTT Laver Cup Features mit Team-Präsentation und komplett umgestalteter Siegerehrung
Die traditionellen roten und blauen T-Shirts, der mächtige Silber-Pokal und das abschließende Champions-Dinner, seit jeher Eckpfeiler des HTT Laver Cups, waren natürlich auch heuer wieder markante Punkte, die den HTT-Stars ein spezielles Erlebnis abseits der wöchentlichen Single-Events bescherten. Flankiert war die heurige vierte HTT Laver Cup Auflage aber von einer Entertainment-Offensive in einem qualitativ und quantitativ noch nie dagewesenen Ausmaß. Vom Walk on Court über Musik während der Pausen, On Court Interviews, Off-Court-Gesprächen, Analysen bis hin zu neu gestalteten Features, die für riesige Begeisterung und Freude unter den Spielern sorgten. So gab es erstmals eine mit Musik untermalte Team-Präsentation unter dem Motto “lets meet the teams”. Komplett umgekrempelt wurde auch die Zeremonie zur abschließenden Siegerehrung am Centercourt. Auf den mit den Flaggen aller Spieler geschmückten “Lance Lumsden” standen die zunächst feierlich einmarschierten “zweiten Sieger” von Team Austria klatschend Spalier, als die neuen Champions von Team World unter den Klängen von “sky full of stars”, stolz den roten Ascheplatz betraten. Zu “We are the Champions” gab es den riesigen Silberpokal, ehe die feuchtfröhliche Party am Centercourt zu DJ Ötzis “Sweet Caroline” abging.
Die Stimmen der Spieler zum HTT Laver Cup 2023
“Für solche Tage wie heute, und für so wichtige Matches wie dem letzten Spiel gegen den Marcus Schischlik spielt man Tennis. Ein Alles oder Nichts Match vor deinen Teamkollegen und vor Zuschauern, das ist es, wofür ich brenne. Als ich den Spielplan gesehen habe, hoffte ich nur, dass unser Match auch noch von Bedeutung sein wird. Es war mein Traum, und den konnte ich am Sonntag Nachmittag ausleben. Es war großartig”, so Adam Goodsell, der nach zwei HTT Cup-Erfolgen mit Team Großbritannien nun auch erstmals HTT Laver Cup Champion mit Team World ist. “Eigentlich war meine Nennung für das entscheidende Match-Tiebreak um den Gesamtsieg nur ein Bluff. Aber jetzt bin ich so froh, dass ich mich frecher Weise gemeldet habe. Es war ein unbeschreibliches Gefühl dieses Spiel zu bestreiten. Noch cooler war am Ende die Siegerehrung. Einfach der Wahnsinn”, schwärmte auch Mexikos HTT Nr. 1 Sergio Gonzalez. “Wenn man denkt der HTT Veranstalter kann sich bei seinen Turnieren nicht mehr selbst übertreffen, zaubert er eine grandiose Veranstaltung wie diese aus dem Ärmel. An diesem Wochenende war alles top, von der Unterhaltung, der Moderation, der Siegerehrung und dem Essen danach”, lobte auch HTT Generali Race To Kitzbühel Rekordsieger Ali Sharif in höchsten Tönen. Und selbst die Verlierer waren trotz bitterem Ende voll des Lobes. “Natürlich ist man enttäuscht wenn man so knapp und nach diesem großen Vorsprung am Ende mit leeren Händen dasteht. Aber was an diesem Wochenende im La Ville abgegangen ist, war einfach unfassbar geil”, meinte Kevin Suppin. Die Latte für 2024 liegt also abstrakt hoch. Doch schon beim abschließeden Bankett auf der La Ville Terrasse sind dem HTT Veranstalter neue Ideen für den HTT Laver Cup eingeschossen. Denn Stillstand bedeutet ja bekanntlich Rückschritt!