"Die Luft ist draußen"
Ex-Trainer Boris Becker äußert sich zum Formabfall von Novak Djokovic. Nach dem Triumph bei den French Open im vergangenen Juni habe sich die Denkweise des ehemaligen Weltranglisten-Ersten geändert.
von Björn Walter
zuletzt bearbeitet:
26.04.2017, 09:45 Uhr
Was bei Novak Djokovic als sportliche Talfahrt ausgelegt wird, käme für mindestens 90 Prozent seiner Profikollegen wohl einem Luxusproblem gleich. Die Fallhöhe des zwölffachen Grand-Slam-Siegers ist extrem, schließlich dominierte der "Djoker" die Tour in den vergangenen zwei Jahren beinahe nach Belieben. Dementsprechend nüchtern liest sich die Erfolgsbilanz seit der Vollendung seines Karriere-Grand-Slams bei den French Open vor knapp einem Jahr.
Djokovic gewann in dieser Zeitspanne "nur" zwei Turniere, verlor die Weltranglisten-Spitze an Andy Murray und findet sich in der Jahreswertung lediglich auf Rang 20 wieder. Die Familie stehe nun an erster Stelle, betonte der 29-jährige Serbe immer wieder. Vater, Ehemann und Tennisspieler - in dieser Reihenfolge seien seine Prioritäten gewichtet.
Ex-Trainer Boris Becker hat diese Entwicklung bis in den letzten Dezember hautnah begleitet. Mit kritischen Äußerungen zu seinem früheren Schützling hielt sich die deutsche Tennis-Legende danach weitestgehend zurück. Ein knappes halbes Jahr nach der Trennung werden Beckers Aussagen deutlicher. "Seine Denkweise hat sich geändert. Mit dem Sieg in Roland Garros ist Novaks Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Seither ist bei ihm die Luft draußen", sagte der 49-Jährige nun in einem Interview mit dem TV-Sender Sky.
"Wer zweifelt, hat schon verloren"
Der Nimbus der Unbesiegbarkeit sei verflogen. Wie man Vor- oder Rückhand spielt oder wie man aufschlägt, würde niemand vergessen. Viel entscheidender sei die mentale Seite, so Becker weiter: "Wer zweifelt, der hat schon verloren. Die Gegner in der Kabine bekommen das mit. Sie erkennen auch die Körpersprache und sie lernen, wie sie Novak schlagen können."
Die Viertelfinal-Niederlage gegen David Goffin in Monte Carlo bestätigte diesen Eindruck. Djokovic wehrte zwar vier Matchbälle des stark aufspielenden Belgiers ab, musste sich am Ende aber dennoch geschlagen geben. Schwer vorstellbar, dass der Weltranglisten-Zweite diese Partie während seiner absoluten Dominanz verloren hätte.
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