Novak Djokovic nach Olympiasieg: "Ist das nun genug?"
Novak Djokovic hat mit seinem Olympia-Gold die letzte Lücke in seinem Tennis-Lebenslauf geschlossen. Alles sind sich einig: Er ist der GOAT. Aber reicht's ihm nun?
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
05.08.2024, 11:02 Uhr
Es waren bittere Tränen, die Novak Djokovic im Jahre 2016 in Rio de Janeiro vergoss.
Juan Martin del Potro hatte ihn da früh aus dem Olympischen Tennisturnier geballert, Djokovic blickte beim Verlassen des Platzes extrem angefasst. Denn: Wie viele Chancen, seine Karriere mit Olympischem Gold zu veredeln, würden ihm noch bleiben?
2021 unterlag er im Halbfinale Alexander Zverev, und in diesem Jahr? War er bislang noch ohne Titel geblieben, dafür wieder mit Schmerzen im rechten Knie behaftet, das er sich Anfang Juni erst hatte operieren lassen müssen.
Aber Djokovic biss mal wieder auf die Zähne. In einem der wohl besten Tennismatches aller Zeiten, zumindest auf drei Gewinnsätze, schlug er Carlos Alcaraz zwei Mal im Tiebreak. Und brach anschließend zitternd zusammen. Die Tränen: übermannten ihn natürlich. Freudentränen, diesmal.
“Überwältigt” sei er, sagte Djokovic, diverse Emotionen seien da. “So stolz, so glücklich. Begeistert, zum ersten Mal Gold für mein Land gewonnen zu haben." Der Sieg sei “womöglich der größte, den ich hatte.”
Djokovic komplettiert sein Puzzle
Der Olympiasieg, er war das einzige an großen Titeln, das Djokovic noch fehlte - nachdem er alle Major-Turniere, alle Masters-Events, die ATP Finals, den Davis Cup gewonnen hatte. Vieles davon mehrfach. Ob das Puzzle nun komplett sei?
“Ja, das ist es. Ich sage mir immer, dass ich genug bin. Denn ich kann sehr selbstkritisch sein. Das ist einer der größten inneren Kämpfe, die ich immer wieder mit mir selbst führe. Ich habe das Gefühl, dass ich in meinem Leben nicht genug getan habe oder nicht genug war, auf und neben dem Platz. Das ist also eine große Lektion für mich. Ich bin sehr dankbar, eine historische Goldmedaille für mein Land zu gewinnen. Den Golden Slam zu vollenden. Um alle Rekorde zu brechen", so Djokovic.
Die Gegenfrage: “Ist das nun genug?” Antwort Djokovic: “Ja, ich denke schon.”
Was natürlich nicht bedeuten muss oder wird, dass er nun den Schläger an die Wand hängt. Oder Djokovic selbst sagte nach seinem Sieg: “Ich würde gerne die Olympischen Spiel 2028 in Los Angeles spielen.”
Carlos Alcaraz mit Tränen der Enttäuschung
Wie groß der Olympiatraum ist, konnte man am Sonntagabend aber auch auf der Gegenseite sehen. Carlos Alcaraz, der immer ein Lächeln im Gesicht trägt, brauchte im TV-Interview mit Alex Corretja zwischenzeitlich einen Moment, seine eigenen Tränen zurückzuhalten.
Sein Vorteil, mit gerade mal 21 Jahren: Ihm werden sich noch einige Chancen bieten, Gold für Spanien zu holen.