Padel: Augustin Gutierrez im Interview - "Das Wichtigste ist die mentale Stärke"
Augustin Gutierrez, 24 Jahre alt, in Argentinien geboren, ist einer der aufstrebenden jungen Spieler im Padelsport. Im Interview mit tennisnet erzählt Gutierrez über die Trainingsbedingungen in der Juan Carlos Fererro Equelite Academy, seine großen Stärken und seine Reise nach Wien.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
29.08.2022, 12:08 Uhr
tennisnet: Herr Gutierrez. Wie würden Sie Ihre bisherige Saison auf der World Padel Tour bewerten.
Augustin Gutierrez: 2022 ist mein bestes Jahr auf der World Padel Tour, obwohl ich während der Saison meinen Partner wechseln musste. Es war eigenartig, weil ich daran gewohnt war, mit einem linkshändigen Partner zu spielen. Ich musste mein Spiel nun wieder an einen rechtshändigen Teamkameraden anpassen. Aber durch diesen Wechsel musste ich mich verbessern. Ich habe die letzten Turniere gut gespielt. Wir arbeiten hart mit Joste.
tennisnet: Obwohl sie zuletzt in Malaga früh verloren haben, sind Juan Lebron und Alejandro Galan das beste Team auf der Tour. Wie weit sind Sie mit Ihrem Partner von der Qualität von Lebron/Galan entfernt?
Gutierrez: Malaga hat gezeigt, dass wir im Padel lauter gute Spieler sind. Lebron und Galan haben gegen ein Team verloren, das aus der Qualifikation gekommen ist. Was sie zu den Besten der Welt macht ist, dass sie ihr Level über die gesamte Saison halten können. Das haben sie die letzten zwei, drei Jahre gezeigt. Es ist schwierig, auf deren mentalen und taktischen Level zu sein. Wenn man einen sehr guten Tag hat, kann man sie schlagen. Aber es stimmt natürlich auch, dass sie an einem durchschnittlichen Padel-Tag besser als alle anderen sind. Wenn man gegen sie spielt, hängt es auch von den Umständen bei den Turnieren ab. Ich glaube, dass wir gegen Lebron und Galan wettbewerbsfähig sind. Was Josete und mir am besten liegt, ist ein halbschneller Court, auf dem wir unser Spiel umsetzen können.
"Von meinem Teamkameraden brauche ich mentale Stärke"
tennisnet: Wo liegen Ihre Stärken? Und was brauchen Sie von ihrem Partner?
Gutierrez: Ich glaube, dass ich ein richtig schneller Spieler auf dem Court bin. Ich bin ein sehr unberechenbarer Spieler, auch wenn ich nicht besonders schnell bin. Ich kann den Court gut abdecken, wegen meiner Geschwindigkeit und meiner Beinarbeit. Meine besten Schläge sind der Rückhand-Volley und der Smash von der Wand. Von meinem Teamkameraden brauche ich mentale Stärke. Und er sollte den Ball gut bewegen. Er muss mich über den Court laufen und das Kommando übernehmen lassen.
tennisnet: Welche Fähigkeit ist am wichtigsten, um ein erfolgreicher Padelspieler zu werden?
Gutierrez: Das wichtigste ist die mentale Seite des Spiels. Padel fordert Disziplin und Respekt. Man muss lernen, "nein" zu sagen, wenn das die Situation erfordert. Das ist es, was ich am meisten an den besten Spielern der Welt bewundere.
tennisnet: Sie leben und trainieren in der Akademie von Juan Carlos Fererro. Was macht diesen Ort für Sie als Spieler und Mensch aus?
Gutierrez: Equelite ist eine Akademie, die viele Stars beheimatet. Im Tennis ist sie unter den besten Akademien der Welt. Die JFC Sanyo Padel Akademie ist erst ein Jahr alt und wächst schnell. Für mich persönlich ist es eine unglaubliche Erfahrung, mit Legenden wie Juan Carlos Fererro und Sanyo zu leben, wo ich kontinuierlich etwas lerne. Ich liebe es, erfolgreiche Leute um mich herum zu haben. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Claudio Gilardoni. Er ist ein großartiger Coach. Ich mag es, Zeit auf und neben dem Court mit ihm zu verbringen. Es gibt Coaches, die viel Wissen mitbringen, aber nicht auf die Spieler eingehen können. Claudio weiß genau, wie er mit jedem einzelnen Spieler in der Akademie reden muss. Deshalb hatte ich nie Zweifel, in die Akademie zu kommen.
tennisnet: War Padel immer ihre erste Wahl als Sportart?
Gutierrez: Ich habe mit Fußball begonnen. Aber als ich zwölf Jahre alt war, bin ich zum Padel gewechselt und habe nicht aufgehört damit.
"Frankreich und Italien machen gerade den nächste Schritt"
tennisnet: Im Padel regieren die SpielerInnen aus Argentinien und Spanien. Sehen Sie irgendein Land, das diesen beiden näher kommen könnte?
Gutierrez: Padel wächst weltweit. Argentinien und Spanien haben immer dominiert. Zunächst war es mehr Argentinien als Spanien, aber das scheint sich in den letzten Jahren etwas gedreht zu haben. Spanien hat die Weltmeisterschaft gewonnen. In Europa versuchen gerade Frankreich und Spanien den nächste Schritt zu gehen. Sie haben gute Spieler auf der World Padel Tour. In Südamerika war Brasilien immer stark. In Chile, Paraguay und Ekuador wächst Padel ebenfalls schnell, genauso wie in den USA. Ich glaube, dass Spanien und Argentinien in den kommenden Jahren härter arbeiten müssen, um an der Spitze zu bleiben.
tennisnet: Vor ein paar Wochen haben Sie an den Vienna Padel Open teilgenommen. Wie hat Ihnen diese Erfahrung gefallen?
Gutierrez: In Wien habe ich gegen Lebron und Galan verloren. Es war ein nettes Turnier. Die Stadt ist wunderschön. Auch die Organisation war sehr gut. Das Hotel war gleich neben der Spielstätte.Alles war sehr gemütlich. Wir waren auch gleich an der U-Bahn. Ich habe sehr gute Erinnerungen an Wien.
tennisnet: Indoors oder outdoors? Wo gefällt es Padelspielern besser? Und: Ändert sich die Taktik?
Gutierrez: Ich habe immer lieber in der Halle gespielt, aber es ist auch wahr, dass meine besten Resultate outdoors zustande gekommen sind. Das einzige Viertelfinale, das ich in diesem Jahr erreicht habe, war indoors in Valencia. Davor habe ich das nur outdoors geschafft. Mittlerweile mag ich beides. Wenn ich draußen spiele, versuche ich meine Schlagbewegung kürzer zu machen, weil der Ball schneller ist und es schwieriger ist, den perfekten Kontaktpunkt zu finden.
tennisnet: Welche Ziele verfolgen Sie für den Rest der Saison 2022?
Gutierrez: Ich möchte einfach weiterhin Spaß auf dem Court haben. Ich genieße es wirklich, mit Josete zu spielen. Wir haben eine sehr gute Beziehung. Wir freunden uns immer megr an und das verschafft uns einen Vorteil. Wir werden hart weiterarbeiten, um jeden Tag besser zu werden.