Sinner kein Sünder? Kritische Töne von der Konkurrenz
Dass der Weltranglistenerste Jannik Sinner trotz zweier positiver Dopingtests von jeglicher Schuld freigesprochen wurde, stößt bei einigen seiner Konkurrenten auf Unverständnis.
von SID/red.
zuletzt bearbeitet:
20.08.2024, 20:25 Uhr
Am Montagabend hielt Jannik Sinner in Cincinnati die nächste Siegertrophäe hoch, am Dienstagmorgen holte den Weltranglistenersten seine Vergangenheit ein. Wie erst jetzt bekannt wurde, wurde der Italiener im März gleich zweimal positiv auf das verbotene Steroid Clostebol getestet und anschließend durch ein unabhängiges Gericht von jeder Schuld freigesprochen.
"Ich werde diese herausfordernde und zutiefst unglückliche Zeit jetzt hinter mir lassen", teilte Sinner in einer Erklärung bei X mit. Er werde "weiterhin alles tun, um sicherzustellen, dass ich das Anti-Doping-Programm der ITIA einhalte". Auch Fahrlässigkeit sei dem 23-Jährigen in den betreffenden Fällen wegen einer angeblich glaubwürdigen Begründung für die Testergebnisse nicht vorzuwerfen.
Sinner legte zweimal erfolgreich Berufung ein
Bei Sinner wurden laut der International Tennis Integrity Agency (ITIA) zweimal geringe Mengen Clostebol festgestellt. Gegen den Australian-Open-Champion sei jeweils eine vorläufige Sperre verhängt worden, in beiden Fällen habe er erfolgreich Berufung eingelegt. Aktuell scheint Sinner keine weitere Sperre befürchten zu müssen, die WADA und die italienische Anti-Doping-Agentur (NADO Italia) können gegen die Entscheidung allerdings noch in Berufung gehen.
Ursache für die positiven Proben soll eine "unwissentliche transdermale Kontamination" gewesen sein, die in Indian Wells (10. März) und acht Tage später in einer Trainingsphase genommen wurden. Sinner erklärte laut ITIA, die Substanz könne während Behandlungen in seinen Körper gelangt sein. Ein Mitglied seines Betreuerteams habe ein in Italien rezeptfrei erhältliches Spray mit Clostebol zur Wundbehandlung auf seine eigene Haut aufgetragen. Da diese Person ihn vom 5. bis 13. März täglich massiert und sporttherapeutisch behandelt habe, könne es zu einer Übertragung gekommen sein.
Kyrgios und Shapovalov üben Kritik
Von der Konkurrenz gab es teils kritische Töne. "Lächerlich, ob es nun ein Unfall war oder nicht", schrieb etwa der Australier Nick Kyrgios auf X: "Du solltest für zwei Jahre gesperrt werden. Deine Leistung hat sich verbessert." Auch der Kanadier Denis Shapovalov ist nicht begeistert: "Ich kann mir nicht vorstellen, was andere wegen Kontamination mit verbotenen Substanzen gesperrte Spieler derzeit fühlen."
Tennys Sandgren bezeichnete die Vorgehensweise ebenfalls als “lächerlich” und übte scharfe Kritik an der Herrenorganisation. “Die ATP kümmert sich immer um ihre Geldmacher”, so der US-Amerikaner. “Gut fürs Geschäft, schlecht für Transparenz und Integrität.” Lucas Pouille wünschte sich indes, nicht mehr für dumm verkauft zu werden.
Für die ATP selbst verlief der Prozess zufriedenstellend. "Es ist ermutigend für uns, dass Jannik Sinner kein Verschulden oder Fahrlässigkeit vorgeworfen werden konnte", teilte die Spielervereinigung in einer Reaktion mit. Man würdige die "unabhängige Bewertung der Fakten im Rahmen des Tennis-Anti-Doping-Programms (TADP)", die es dem 23-Jährigen ermöglicht hätte, "weiterhin an Wettkämpfen teilzunehmen".