Thomas Muster zum Dopingfall Sinner: "Gleich und gleicher funktioniert nicht"
Thomas Muster hat sich zum Fall Jannik Sinner geäußert - er hält dessen Geschichte für plausibel, plädiert aber dennoch für eine Gleichbehandlung.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
11.10.2024, 07:14 Uhr
Aktuell wartet Jannik Sinner auf einen Termin für eine Anhörung zu seiner Dopinggeschichte - die WADA hatte Beschwerde gegen die Entscheidung der ITIA eingelegt.
Sinner war im März diesen Jahres zwei Mal positiv auf Clostebol getestet worden, man hatte seiner Erklärung um eine Übertragung des Mittels durch eine Massage des Physiotherapeuten Glauben geschenkt. Um eine Sperre war Sinner somit herumgekommen.
“Ein schwieriges Thema”, findet Österreichs Tennislegende Thomas Muster. “Ich würde ihm nie unterstellen, vorsätzlich gehandelt zu haben. Ich war nicht dabei, seine Interpretation klingt plausibel”, sagte er in einem Gespräch mit Der Standard. “Die andere Geschichte ist die: Wenn du diese Dinge durchgehen lässt, öffnest du Tür und Tor. Wo fangen wir an? Wo hören wir auf? Wo sind Grenzen erreicht? Wo nicht?”
So leid es ihm für “den sympsthischen Spieler Sinner” tue - anderen sei ähnliches passiert und sie seien gesperrt worden. “Gleich und gleicher funktioniert nicht. Es muss null Toleranz geben, sonst musst du Doping gleich legalisieren. Das wäre nicht sinnvoll.”
Muster-Versteigerung: 150.000 Euro für den Roland-Garros-Pokal?
Muster steht aktuell im Rahmen der Erste Bank Open in Wien im Blickpunkt. Das Stadthallen-Turnier wird 50, in diesem Rahmen findet auch die Official Tennis Experience statt, bei der man Pokale von Muster bestaunen kann. Einige davon sollen über per Ö3-Weihnachtswunder zugunsten von Licht ins Dunkel versteigert werden.
“Erinnerungen sind etwas Persönliches, die kann ich sowieso mit ins Grab nehmen”, so Muster. Die Pokale habe er lange genug bei sich gehabt, am Ende sei die Frage, was die Familie mal damit machen wolle. Seine Erfolge stünden ja ohnehin in den Geschichtsbüchern.
Eine konkrete Vorstellung, wie viel bei der Versteigerung herauskommen könnte, hat Muster zwar nicht. “Ich weiß aber, dass Grand-Slam-Pokale normal um die 150.000 Euro weggehen. International. Es gibt Tennisfans, die Firmen besitzen und für solche Aktionen zu haben sind. Sie haben Geld reserviert, stellen dann den ersteigerten Pokal in ihren Unternehmen in einer schönen Vitrine aus."
Neben dem Pokal zum French-Open-Sieg hat vor allem der Pokal vom Sieg in Key Biscayne für Muster eine große Bedeutung. 1989 hatte er das Finale nicht spielen können, nachdem ihm am Abend zuvor ein betrunkener Autofahrer gerammt hatte. Den Pokal für den Zweitplatzierten habe er per Post bekommen. “Der war zerbrochen. Ein zerbrochenes Knie und ein nachgeschickter, zerbrochener Pokal, das kann eigentlich gar nicht wahr sein.” Mit dem Sieg 1997, seinem letzten Turniersieg überhaupt, habe sich der Kreis geschlossen. Und: “Dieser Pokal ist übrigens ganz.”