Amel Bisevac und sein persönliches Tennis-Märchen
Amel Bisevac hat am Dienstag Abend seinem beeindruckend verlaufenden Comeback beim HTT Rasen Masters...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
04.07.2024, 03:18 Uhr
Amel Bisevac hat am Dienstag Abend seinem beeindruckend verlaufenden Comeback beim HTT Rasen Masters am Wasserpark eine märchenhafte Note verliehen. Der 37jährige vom Altmannsdorfer TC, der nach 18monatiger Turnierpause erstmals seit Dezember 2022 wieder auf der Tour aufschlug, gewann auf Anhieb die stark besetzte 29. Auflage des Juni Masters Series 1000 Turniers beim TC Vienna 2013, und feierte damit seinen bislang größten HTT Karriere-Erfolg. Im Endspiel benötigte Bisevac exakt 2 Stunden und 9 Minuten, um gegen den 4fachen serbischen HTT Wimbledonsieger und HTT Rasenkönig Vladimir Vukicevic mit 7:6, 6:3 die Oberhand zu behalten. Mit seinem zweiten Turniersieg spielte sich der strahlende Sieger und Comeback-Held auch in die Favoritenrolle für die am Freitag beginnende 33. HTT Wimbledon-Auflage. Ein Bericht von C.L
Comeback nach 18 Monaten Pause, und wie es dazu kam
Der überragende Comeback-Triumph des Amel Bisevac beim Juni Masters Series 1000 Turnier am Floridsdorfer Wasserpark ist wohl schon jetzt die HTT Story des Jahres! Ein Tennismärchen, das so Niemand auf dem Schirm hatte, eine wundersame Rückkehr mit promptem Happy End, und das auf magische Art und Weise. Ohne Satzverlust und mit herausragender spielerischer Performance, düpierte Bisevac seine Gegner, darunter Top Ten Mann Luka Sekulic, und die beiden internationalen HTT Superstars Damian Roman und Vladimir Vukicevic. Und das völlig unerwartet und 577 Tage nach seinem bis dato letzten HTT-Auftritt. Rückblende zum 3. Dezember 2022. Es ist Samstag später Nachmittag, der Finaltag bei den HTT Finals und knapp vor 18 Uhr. Amel Bisevac hatte sich im Endspiel gegen Rene Gräflinger nach verlorenem ersten Satz mit einem souveränen 6:1 zurückgekämpft, und in der spannungsgeladenen Entscheidung am Centercourt nach geschafftem Break zwei Spielbälle zum 3:1. Der Weg zum Titel schien frei, der ganz große Triumph beim wichtigsten HTT-Event des Jahres zum Greifen nahe, als der damals 35jährige mit einer ins Netz gedroschenen Rückhand den Umschwung zu seinen Ungunsten selbst einleitete. Bisevac glückte in der Folge noch ein Spielgewinn, ehe sein Kontrahent mit 6:3 zur Siegerehrung eilte. Es war die dritte brutal schwer zu verdauende Final-Pleite in Serie nach den Major-Niederlagen in HTT Wimbledon und bei den HTT US Open. Ein Schlappe mit Folgen, denn für Bisevac war das Turnierspielen mit einem Schlag kein Thema mehr. Von einem Tag auf den anderen und ohne große Ankündigung, hatte sich der damalige Ranglisten-Zweite von der Bühne HTT zurückgezogen und ohne großes Tam Tam verabschiedet.
Wie der Comeback-Titel möglich wurde
Genauso unspektakulär verkündete Bisevac dann vor einigen Wochen seine Comeback-Pläne. Was von HTT Insidern & Experten anfangs noch als PR-Gag gehandelt wurde, war spätestens am Tag der Auslosung zur spannenden Realität geworden, die der mittlwerweile 37jährige in vier Tagen und vier Matches in oben erwähntes Märchen verwandelte. Doch wie war die grandiose Rückkehr des Amel B. in dieser Form möglich? Der triumphale Siegeszug des frischgebackenen Juni Masters Series 1000 Champions machte wieder einmal deutlich, welche Rolle die Mentalität spielt. Frei von allen Zwängen eines Topspielers, der Titel, Punkte und Ranglisten im Kopf hat, unbekümmert, ohne spezieller Erwartungshaltung und mit der entsprechenden Freude am Spiel, jagte Bisevac durch das Tableau des 85. HTT Saisonturniers. Schon sein phantastischer Auftritt im Semifinale gegen den 3fachen Gewinner des Rasen-1000ers Damian Roman – den Bisevac übrigens als sein bestes HTT Match ever bezeichnete – ließ auf ein durchaus mögliches Happy End im Finale schließen.
Bisevac gewinnt Tiebreak des ersten Satzes
Eine durchgezogene Rückhand beim Matchball, dann sank der in kanariengelb spielende Bisevac auf die Knie, streckte die Arme zum Zeichen des Sieges in den wolkenverhangenen Himmel über Floridsdorf und genoss in vollen Zügen die wirklich magischen Momente seines bislang größten HTT Karriere-Erfolgs. Zuvor hatte der 37jährige einen abwechslungsreichen ersten Satz nach 68 Minuten im Tiebreak gewonnen, nachdem er mit frühem Break 2:0 führte, zwischenzeitlich 3:4 zurücklag, und sich im Finish 5:4 und 6:5 führend den Luxus von drei vergebenen Satzbällen leistete. Kein Beinbruch, denn im Tie-Break polierte Bisevac mit 7:1 seine Match-Statistik auf. Mit der Satzführung im Rücken lief die Hand des späteren Siegers im zweiten Durchgang wieder lockerer, das erste Break zum 3:2 war die logische Folge. Mit zwei Service-Games, imposant gespielt und zu Null durchgebracht, stand der 37jährige dann bei 5:2 ganz dicht vor dem Sieg. Und anders als bei seinem letzten Endspiel vor 18 Monaten ließ sich Bisevac diesmal auch nicht vom Rückschlag des kassierten Breaks zum 3:5 aus der Bahn werfen, und fixierte schließlich mit zwei Rückhand-Winnern am Ende den überraschenden Titelgewinn bei der 29. Auflage des Juni Masters Series 1000 Turniers. “Zuerst möchte ich Vladi zu einem Super-Turnier gratulieren. Es ist immer eine große Herausforderung gegen ihn zu spielen. Danke auch an die HTT. Es ist immer ein tolles Erlebnis auf dieser Bühne spielen zu dürfen. Ich bin von Runde zu Runde besser ins Turnier gekommen. Außerdem konnte ich mein Spiel zeimlich schnell für diesen Belag adaptieren. Mit Ausnahme des ersten Aufschlages, bin ich mit meiner heutigen Leistung im Finale sehr zufrieden. Auch nach den vergebenen Satzbällen im ersten Satz bin ich voll fokussiert geblieben. Den Tiebreak zu gewinnen, war aus meiner Sicht enorm wichtig. Insgesamt war es dann im zweiten Satz leichter. Danke für die tolle Woche, wir sehen uns in HTT Wimbledon”, beschloss Bisevac sein Sieger-Statement.
Vukicevic trotz finaler Niederlage nicht unzufrieden
Für den unterlegenen Vladimir Vukicevic war es hingegen ein zumindest ergebnistechnisch gebrauchter Abend. In seinem fünften Juni Masters Series 1000 Endspiel blieb ihm der vierte Titel und damit der Rekordsieg hier am Wasserpark verwehrt. Genauso wie sein 22. Karriere-Titel im 44. Endspiel, sein neunter Masters Series 1000 Turniersieg, und sein achter Rasen-Titel. “Amel war heute stabiler als ich, das war entscheidend, und darum hat er auch verdient dieses Finale gewonnen. Ich war ziemlich müde, und deswegen heute körperlich am Maximum. Ich bin trotzdem zufrieden. Ich komme langsam in Form, bin unverletzt und schaue, dass ich mich bis zum Wochenende erholen kann. Ich möchte bei mir Zuhause gut spielen, und wer weiß, vielleicht auch wieder gewinnen. Vielleicht klingt das jetzt ein bißchen ambitioniert, aber schauen wir einmal was das Wochenende bringt”, so der 42jährige HTT Rasenkönig vor seinem Lieblings-Turnier.