Dayana Yastremska zwischen den Welten
In Melbourne beim ersten Grand-Slam-Turnier der Saison feierte die Ukrainerin Dayana Yastremska mit dem Einzug ins Halbfinale den größten Erfolg ihrer Karriere. Bei einem Abstecher in ihre Heimat Odessa holte sie der dort tobende Krieg direkt wieder auf den traurigen Boden der Tatsachen zurück.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
10.08.2024, 12:41 Uhr
Historisch war der Lauf, den Dayana Yastremska beim ersten Major der Saison in Australien hinlegte. Erst spielte sich die 23-jährige erfolgreich durch die Qualifikation und besiegte in der ersten Runde im Hauptfeld die amtierende Wimbledonsiegerin Marketa Vondrousova aus Tschechien. Mit weiteren Erfolgen, unter anderem gegen die zweifache Championesse Viktoria Azarenka aus Belarus, ging es weiter bis ins Halbfinale, wo sie sich der Chinesin Qinwen Zheng geschlagen geben musste. Es war der erste Halbfinal-Einzug einer Qualifikantin in Melbourne seit 1978. Weiter ging die sportliche Reise zum Neo-500er-WTA-Turnier in Linz, wo sie sich nach dem Auktakt-Sieg gegen Erika Andreeva der Kroatin Donna Vekic beugen musste.
Nach dem Turnier in Oberösterreich reiste die Weltranglisten-29. direkt in ihre ukrainische Heimat, um in Odessa ihre Familienangehörigen zu besuchen. In der Hoffnung, dass es in ihrer Heimatstadt etwas ruhiger zugeht als vor fast genau zwei Jahren, als ihr kurz nach Ausbruch des Krieges zusammen mit ihrer Schwester nach tagelangem Kauern in einer Tiefgarage die dramatische Flucht nach Europa gelang.
Doch auch diesmal sah sich die dreifache WTA-Titelträgerin den russischen Raketen-Angriffen ausgesetzt und musste vom 8. auf den 9. Februar erneut Zuflucht in einer Tiefgarage suchen, um dort mit ihrer Familie samt Hund die ganze Nacht zu verbringen. Via Social Media kommentierte sie: „Die schrecklichste Nacht meines Lebens. Ich habe Raketen wie nie zuvor in meiner Nähe gehört und wir sind immer noch in der Parkgarage. Leute, wenn ihr so genannt werden könnt, könnt ihr dem ein Ende setzen?“
Schon mehrfach hatte Yastremska, ebenso wie ihre Profi-Kolleginnen Marta Kostyuk und Elina Svitolina, klare Appelle an die WTA und ITF gerichtet: „Schauen sie sich meine Geschichten an, oder möchten Sie vielleicht Live-Videos oder besuchen Sie die Ukraine? Sie können Ihre Meinung über die russische Flagge ändern. Jemand schläft jetzt gut, Sie wissen von wem ich spreche, während andere versuchen zu überleben. Alle ukrainischen Spielerinnen und Spieler sind während der Turniere wach, weil sie ständig Nachrichten verfolgen.“