Emanuel Gal gewinnt total verrücktes HTT French Open Finale
Der rumänische Saison-Shootingstar Emanuel Gal hat am Donnerstag Abend zum ersten Mal in seiner Karr...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
16.06.2023, 14:18 Uhr
Der rumänische Saison-Shootingstar Emanuel Gal hat am Donnerstag Abend zum ersten Mal in seiner Karriere ein HTT Grand Slam Turnier gewonnen, und sich bei seinem Premieren-Triumph auf aller höchster HTT Turnierebene gleich die Sandplatzkrone des österreichischen Tennisbreitensports aufgesetzt. Den auch über die Stadtgrenzen hinaus registrierten Erfolg bei der 32. Auflage der HTT French Open im Union Tennis Center La Ville fixierte der 20jährige in fünf teils kuriosen und verrückt anmutenden Sätzen gegen den erst 14jährigen Überraschungsmann Philip Niederle. Mit 6:1, 4:6, 6:4, 0:6, 6:0 nach verhältnismäßig “kurzen” 2:42 Stunden Spielzeit hatte Gal nach Damian Roman 2016 und Eric Adochitei 2018 für den dritten rumänischen Turniersieg beim wichtigsten HTT-Sandplatzturnier gesorgt, und im Live-Ranking “Race to La Ville” die Führung vor seinem Landsmann und HTT Branchen-Primus Damian Roman übernommen. Ein Bericht von C.L
Zu müde und mental zu ausgelaugt um großartig zu jubeln
Für große Emotionen und ausgefallene Jubel-Arien reichte scheinbar die Kraft nicht mehr. Als Emanuel Gal um exakt 19:12 Uhr nach 237 ausgespielten Ballwechseln und einem letzten Niederle-Fehler als neuer HTT French Open Champion feststand, kam er in seiner bekannt introvertierten Art, beinahe schüchtern und sich entschuldigend dreinblickend zum Shakehands ans Netz. Eine kurze Umarmung mit seinem Finalgegner, mehr war da nicht. Zu mental fordernd war der finale Showdown um den zweiten HTT Grand Slam Titel des Jahres, der selbst zwei jungen, fitten und trainierten Spielern auch körperlich wie erwartet alles abverlangt hatte. Denn es war in der Tat ein vorallem für den Kopf richtig “toughes” Match, in dem es für die beiden HTT Grand Slam Finaldebütanten beinahe drei Stunden lang in einem ständigen Auf & Ab an Leistungen & Emotionen Hin & Her ging. Der Final-Clash der beiden Endspiel-Newcomer am Centercourt Lance Lumsden war übrigens erst das fünfzehnte Endspiel der HTT Geschichte, das letztlich über die volle Distanz von fünf Sätzen ging. Und es lieferte einmal mehr den Beweis, dass in HTT Major-Endspielen einfach Alles passieren kann, und letztlich mehrere Komponenten als eine tolle Vorhand oder ein mächtiger Aufschlag für die Resultatsfindung maßgebend sind. Das vierte HTT French Open Finale der Open Ära, das nach 2008, 2011 und 2022 über volle 5 Sätze ging, lieferte aber auch den Beleg, warum der riesige Respekt der Herren Gal und Niederle im Vorfeld der unbekannten Mammutaufgabe durchaus begründet war.
Niederle mit Chaos-Start plötzlich mit Satzausgleich und oben auf
Mit diesen Zweifeln im Hinterkopf hatte zunächst vorallem einmal Philip Niederle in der Anfangsphase rund eineinhalb Sätze lang zu kämpfen. Auf den Punkt gebracht: Niederle war mit seiner HTT Grand Slam Premiere schlichtweg überfordert. Das bestätigt auch der Blick auf die Matchstatistik von hobbytennistour.at, die für den völlig chancenlosen Jungstar vom CTP Pötzleinsdorf in dem lediglich 21 Minuten dauernden Eröffnungssatz gerade einmal 4 Winner bei 14 unforced errors ausweist. Keine Break-Chance, zwei Mal das eigene Service abgegeben, Niederles Grand-Slam-Debüt schien früh chaotischen Charakter anzunehmen, und im Debakel zu enden. Auf der anderen Seite des Netzes spielte Gal aber auch famos auf, ließ den Jaros-Bezwinger vorallem mit seiner immer wieder wuchtig und platziert eingesetzten Vorhand schlecht aussehen, und schien jegliche Erfolgsaussicht seines Gegners im Keim zu ersticken. So nahm der an Nr. 4 ins Turnier gestartete Rumäne seinem überforderten Gegenüber gleich zu Beginn des zweiten Satzes erneut den Aufschlag ab, ehe dieses verrückte 32. HTT FO Finale der langen und traditionsreichen Geschichte eine erste von noch vielen folgenden Wenden nahm. Was Niederle zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Gal hatte wie selbst im Vorfeld angekündigt bereits nach dem ersten Satz mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Und als Gal bei 2:1 und 30:30 seinen ersten Doppelfehler servierte, gleich darauf auch erstmals seinen Aufschlag abgegeben hatte, war der “Wahnsinn” im finalen Höhepunkt des 126. HTT Grand Slam Turniers eröffnet.
Gal nach 0:6 im vierten Satz mit inspirierender Toilettenpause
Die Entscheidung des zweiten Satzes fiel im zehnten und letzten Game, als sich Gal zwei Doppelfehler leistete, und Niederle längst Lunte riechend, mit frechen Stopps und couragiert gespielten Passierbällen für den eine halbe Stunde zuvor niemals erwarteten Satzausgleich sorgte. Jetzt – so dachte man – hatte Niederle Aufwind, und sein anfangs völlig verkorkstes erstes HTT Grand Slam Karriere Finale gedreht. 3:0, 4:1 führte der 14jährige im dritten Heat, zauberte derweil sogar zur Freude seiner Fans auf Lance Lumsden mit sensationellen Schlägen, um am Ende des Satzes völlig verdutzt und ungläubig auf der Bank sitzend, ein 4:6 zu verdauen zu müssen. 5 Games in Folge hatte Gal zur 2:1 Satzführung geholt, während Niederle mit einer akut geworden Rückenblessur eine Rückenmassage in der Satzpause in Anspruch nahm. Würde Gal gegen den scheinbar gehandicapten Niederle jetzt recht rasch “klar Schiff” machen? Pustekuchen! Man traute seine Augen kaum, denn die nächste halbe Stunde lieferte schon den nächsten Beleg, wie verrückt Best of Five Matches manchmal ablaufen können. Nicht Gal zündete den Turbo für einen finalen Schlußspurt, nein sein 14jähriger Gegner erzwang mit einer in 31 Minuten absolvierten 6:0 Gala einen allesentscheidenden fünften Satz gegen einen Emanuel Gal, der in Durchgang Nr. 4 weite Strecken ohne Aufschlag agierte, und den am Ende auch massive Bauchschmerzen plagten. Eine WC Pause vor dem fünften Satz schuf Abhilfe. Mehr noch: “Bei meiner Toilettenpause habe ich mir gedacht jetzt oder nie. Ich werde nochmals 100 Prozent bei jedem Schlag und in jedem Ballwechsel geben”, so Gal später im Siegerinterview.
Gal mit einer gigantischen Performance im fünften Satz
Erinnerungen an das letzte Jahr wurden indes wach, als Wenzel Graski gegen Vinzenz Wutzl im Finale mit 2:0 Sätzen in Front lag, bei 4:1 im dritten Satz nach dominantem Spiel wie der sichere Sieger aussah, und dann mit körperlichen Problemen in fünf Sätzen als Verlierer vom Platz musste. Nach dem fünften Satz des 2023er-Endspiels am gestrigen Donnerstag bei übrigens besten äußeren Bedingungen und einem sensationell hergerichteten Centercourt, waren dann eher die Erinnerungen an die Corona-Ausgabe der HTT French Open aus dem September 2020 präsent, als sich Yannick De Giacomo und Adrian Vorhemus in ihrem Viersatz-Finale mit drei 6:0 Sätzen den Zuschauern im La Ville präsentierten. Ja, damit ist der Ausgang von Durchgang 5 vorweggenommen, der 6:0 endete, und das wiederum überraschend für Emanuel Gal. Ein absoluter Wahnsinn, wie Niederle mit dem Aufschwung des gewonnenen vierten Satzes, mit dem Flow von sechs gewonnenen Games in Serie, im Finish nicht mehr dagegen halten konnte. Zur Entschuldigung Niederles – wenn er überhaupt eine benötigt – sind zwei Gründe für das 0:6 Debakel im bislang wichtigsten Satz seiner Karriere angeführt. Seine jugendlichen 14 Jährchen, mit denen kann man logischer Weise noch nicht die Erfahrung haben, wie man einen plötzlich wieder abartig spielenden Gegner aus der Ruhe, der Konzentration, kurz gesagt aus seiner Komfortzone holt. Und dann war da eben auch jener Emanuel Gal, der im letzten Satz einfach phantastisch agierte, mit seinem Service das Geschehen dominierte, 16 Winner über das Netz feuerte, seine Fehlerquote extremst minimierte, und auch am Return Großes leistete.
Die Stimmen zum HTT French Open Finale 2023 im UTC La Ville
24 Minuten musste Niederle diese schaurigsten Momente seiner noch jungen Karriere über sich ergehen lassen, in denen er es auch verpasste, als jüngster HTT French Open Sieger der Open Ära Geschichte zu schreiben, und den Uraltrekord aus dem Jahr 2002 des damals 15,2 Jahre jungen Florian Urach auszulöschen. Dann stand er zwar etwas betrübt, am Ende aber nach einem grandios gespielten HTT French Open Turnier 2023 völlig verdient bei der Siegerehrung. “Ich habe insgesamt ein Super-Turnier gespielt, auch wenn es jetzt gerade natürlich sehr bitter ist, diese Finalniederlage zu verdauen. Aber ich gönne es dem Emanuel voll. Ich habe leider sehr schlecht begonnen, erst Mitte des zweiten Satzes zu meinem Spiel gefunden, und auch im dritten Satz bis 4:4 meine Leistung für gut empfunden. Dann bekam ich Rückenprobleme. Im fünften Satz hat er dann sein bestes Tennis gespielt, und daher auch verdient gewonnen”, analysierte Niederle, der im neuesten HTT Computer-Ranking nahe an die Top Ten heranstürmte, und sich mit Platz 11 über sein Karriere-High-Ranking freuen darf.
Gal übernimmt Führung im Live-Ranking der HTT
“Am meisten freut mich heute neben dem Titel, dass ich mental bis zum Schluss nicht aufgegeben, und viele schwierige Phasen in diesem Match positiv bewältigt habe. Der Niederle ist noch sehr jung, spielt sehr stark, ist wirklich äußerst fair, und hat extrem viel Potential, ein Klasse-Spieler zu werden. Er hätte es sich genauso verdient, hier mit dem Pokal zu stehen”, betonte der vierte rumänische HTT Grand Slam Sieger der Historie nach Damian Roman, Alex Stokker und Eric Adochitei. 2000 Punkte bringen Gal in der Entry-List auf Rang 3 vor, womit erstmals überhaupt drei internationale Spieler die HTT-Rangliste anführen. Und im Live-Ranking Race to La Ville, lacht Gal seit Donnerstag Abend sogar als Spitzenreiter von Platz 1. Ein Beleg dafür, dass die Richtung stimmt, am Jahresende Damian Roman als Nummer 1 der HTT Entry-Rangliste abzulösen, und dann für seine tollen Leistungen auch fürstlich entlohnt zu werden.