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Italienischer Tennisboom schwappt auf die HTT über

Der in unserem südlichen Nachbarland Italien herrschende Tennisboom rund um den ATP Weltranglisten-E...

von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet: 10.07.2024, 13:18 Uhr

Der in unserem südlichen Nachbarland Italien herrschende Tennisboom rund um den ATP Weltranglisten-Ersten Jannik Sinner ist jetzt auch auf die Hobby-Tennis-Tour über geschwappt. Ein über weite Strecken galaktisch aufspielender Luca Vanella hat sich nämlich am Dienstag Nachmittag bei schweißtreibenden 36 Grad im Schatten den HTT Wimbledontitel gesichert, und mit einem in flotten und kurzweiligen 2:19 Stunden Spielzeit errungenen 6:1, 6:2, 7:6 Erfolg gegen WAT Landstraße-Lokalmatador Martin Priban, für den ersten HTT Grand Slam Titel eines italienischen Spielers in der Geschichte der Hobby Tennis Tour gesorgt. Ein Bericht von C.L

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Luca Vanella nach galaktischer Darbietung der erste italienische HTT Grand Slam Sieger der Geschichte

Das der golden-färbige HTT Wimbledonpokal mit der Gravur sämtlicher HTT Wimbledon-Champions seit 1992 aus den Händen seiner ebenfalls hervorragend Tennis spielenden Freundin Lana Srejic kam, machte den lange herbei gesehnten Moment des Erfolges noch ein ganzes Stück süßer und schöner. Italiens Bester auf der HTT, Luca Vanella hatte zuvor 139 Minuten lang sein engstes Umfeld tief beeindruckt, die gegnerischen Fans und Mitglieder des gastgebenden Tennisclubs in der Baumgasse begeistert, und insgesamt mit einer sensationellen Darbietung das Endspiel des dritten HTT Grand Slam Turniers des Jahres über ganz weite Strecken dominiert, beherrscht und am Ende hoch verdient gewonnen. Der 21jährige avancierte mit seinem glatt in 3:0 Sätzen geschafften Major-Triumph auf den “heiligen und neuen Kunstrasenplätzen” von WAT Landstraße zum erst dritten ungesetzten HTT Wimbledonsieger der Geschichte nach dem Neuseeländer Ari Davis im Jahr 2012 und Österreichs Andreas Trinko in der Saison 2015, sowie zum zweitjüngsten Rasen-Major-Gewinner aller Zeiten.

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Italiens Megatalent begeistert die Zuschauer vor Ort mit einer Tennis-Zaubershow vom Allerfeinsten

Das vierte rein internationale HTT Wimbledon-Endspiel der Open Ära nach 2012, 2016 und 2021 lief die ersten 80 Minuten wie auf einer schiefen Ebene und in Richtung des späteren Siegers. Vanella erwischte einen Traumstart in seinem zweiten HTT Grand Slam Finale nach den HTT Australian Open 2023, und überzeugte in seinen beiden ersten Aufschlagspielen ohne einen einzigen Punkt abzugeben. Überhaupt blieb der Italiener bei eigenem Service makellos, während Priban fünf Break-Chancen verschleuderte, und zwei Breaks zum 1:3 und 1:5 akzeptieren musste. Vanella einmal in Führung liegend und im Spielfluss, das kann dann rasch ungemütlich werden für den jeweiligen Gegner auf der anderen Seite des Netzes, egal wie er heißen mag, oder wie stark er auch spielt. Das Vanella-Opfer am finalen Dienstag Nachmittag war eben Martin Priban, der zugegeben nicht seinen besten Tag hatte und über weite Phasen der ersten beiden Sätze müde wirkte. Vorallem aber lag es an der abartig grandiosen Vorstellung, die Italiens Tenniszauberer ablieferte. Luca wurde seinem Ruf als Flizkugel-Künstler wieder einmal voll gerecht. Der 21jährige mit dem begnadeten Talent und dem unfassbaren Ballgefühl, begeisterte das Publikum vor Ort mit unzähligen perfekt getimten Stoppbällen, mit phantastischen Volleys oder auch Winnern, die er verkehrt zum Netz stehend im Feld des Gegners platzierte. Solche Shows des jungen Mannes aus Bella Italia kennt man ja aus der Vergangenheit. Sie sind schön anzusehen, doch meist verzettelt sich Vanella, um auf die wichtigen Basics in einem Tennismatch vergessend, spektakulär spielend zu verlieren.

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Tote Hose auf WAT Landstraße! Wo waren die vielen Fans der letzten Jahre, die Martin Priban im dritten Satz hätten helfen können?

Diesmal war das aber anders. Vanella lieferte trotz reihenweiser Zauber-Shots eine seriöse Leistung ab. Der 21jährige hielt die so wichtige Konzentration über zwei Stunden lang aufrecht, blieb über die gesamte Spielzeit hochgradig motiviert, und mischte seine Show-Effekte mit effektiven Schlägen perfekt ab. So war der zweite Satz nach rascher 4:0 Zwischenführung mit zwei weiteren Breaks nach 43 Minuten mit 6:2 unter Dach & Fach gebracht. Erstickt im Keim war aber nicht nur Pribans Gegenwehr, sondern auch eine möglicher Weise aufkommende Stimmung für den heimischen WAT Landstraße Jungstar. Selten liefen HTT Juni Grand Slam Endspiele in der Baumgasse vor derart schütterer Kulisse ab. Auf gut Deutsch, es herrschte tote Hose! Vanella gegen Priban, das zieht halt Zusehertechnisch “noch” nicht so wie eine finale Knallerpaarung mit WAT Landstraße Publikumsliebling Vladimir Vukicevic und dem Ranglisten-Ersten Rene Gräflinger. Und dabei hätten die Landstraßer Fans ihrem Schützling helfen, und dem finalen Showdown womöglich eine Wende oder andere Entwicklung geben können. Denn im dritten Satz hatte es Priban endlich geschafft, mit seinem späteren Bezwinger auf Augenhöhe zu agieren, und dem Finish des 131. HTT Grand Slam Finales der Geschichte ein wenig Spannung zu verleihen. Beide Spieler hatte je 40 Punkte im dritten Satz geholt, jeweils ein Break zu Buche stehen, und daher logischer Weise am Ende einen Tiebreak zu bestreiten. Zuvor hätte Priban aber die Hilfe des Publikums gebraucht. Als er das früh kassierte Break zum 1:2 just im letzten Game und quasi am allerletzten Zacken mit seinem ersten Break an diesem Nachmittag das 5:5 erzwingen konnte.

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Martin Priban vergibt mit verlorenem “Finale daheim” die große Chance auf ersten slowakischen HTT Grand Slam Titel seit Jänner 2009

Es folgte eine ganz heiße Phase, in der das Match auch ohne enthusiastische Fans hätte kippen können. Priban hatte also nach 11 ausgelassenen Break-Chancen mit dem ersten Break zum 5:5 ausgeglichen, als Vanella bei seinen Schlägen von der Grundlinie zu “streuen” begann. Priban selbst lag dann erstmals überhaupt in diesem Finale 6:5 in Führung, und startete im Tie-Break nach 1:5 Rückstand eine sehenswerte und von den wenigen Zuschauern mit Beifall akklamierte Aufholjagd. Die kurzfristig aufkommende Stimmung kappte aber der Lokalmatador selbst, als er mit zwei unforced errors in Folge den Tie-Break mit 5:7 und den dritten Satz mit 6:7 beendete. “Ich bin extremst froh, hier und heute zwei Finali spielen zu dürfen. Luca war die ersten zwei Sätze top und hat mich zu keiner Zeit ins Spiel kommen lassen.Nach dem verlorenen zweiten Satz habe ich mich komplett umgezogen und mir einen Gameplan überlegt. Luca hat gar icht viel nachgelassen im dritten Satz,aber ich konnte endlich zu meinem Spiel finden. Bis ins Tiebreak habe ich mich gut gefühlt. Im Finish waren es minimale Unterschiede zwischen uns. Wenn ich den Tiebreak und damit den dritten Satz gewonnen hätte, wäre es vielleicht ein ganz anderes Spiel geworden”, so der unterlegene Martin Priban, der bei seiner HTT Abschiedsvorstellung – der 20jährige wechselt ab August in die USA nach Kansas an das Bethany College – die große Chance auf den ersten slowakischen HTT Grand Slam Titel seit über 15 Jahren vergab, als Branislav Grznar die HTT Australian Open 2009 gewann.

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Luca Vanella mit der HTT Finals-Teilnahme als großem Saisonziel

“Ich freue mich riesig über meinen ersten HTT Grand Slam Titel. Ich bin happy mit meinen Leistungen in den letzten beiden Spielen. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht auf diesem Belag. Es geht schnell zur Sache, man kann locker spielen. Das Semifinale gegen Damian war tough und hätte auch anders ausgehen können. Das Finale heute war fast fehlerfrei, ich bin sehr glücklich”, so der 21jährige Italiener, der für den zehnten internationalen HTT Wimbledon-Titel der Open Ära sorgte. “Ich wusste, dass es auf diesem Belag und eben in einem Grand Slam Finale über 5 Sätze gehen kann. Von daher ist es egal, was im ersten Satz passiert. Ich bin dann mit vollem Risiko ins Match gestartet, und mir ist alles aufgegangen, von meinen Stoppbällen bis zu den ersten Aufschlägen. Das hat mir den nötigen Boost gegeben. Im dritten Satz ist Martin druckvoller geworden, aber ich konnte das Match im Tiebreak solide nach Hause spielen”, betonte der frischgebackene HTT Wimbledon-Champion aus Italien, der nun die HTT Finals am Jahresende als Saisonziel anpeilt. “Ich war ja im letzten Jahr oft als Zuschauer vor Ort in der Halle und habe gesehen, was da abgeht. Die Finals zu spielen steht ganz sicher am Plan. Ich habe es ja dem Veranstalter im letzten Jahr in meiner Rolle als Zuschauer versprochen”, so Vanella, der mit seinem zweiten HTT Karriere-Turniersieg und 2000 gewonnenen Punkten erstmals in seiner Karriere die Top Ten knackte, und als Nummer 8 ins restliche Tennisjahr gehen wird.

von Claus Lippert

Mittwoch
10.07.2024, 12:57 Uhr
zuletzt bearbeitet: 10.07.2024, 13:18 Uhr