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Nach der Party eine Lücke: Kerber wird Tennis-Deutschland fehlen

Angelique Kerber lässt sich nach ihrem letzten Auftritt gebührend feiern. Die 36-Jährige hinterlässt eine klaffende Lücke.

von SID
zuletzt bearbeitet: 02.08.2024, 07:58 Uhr

Getty Images
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Nach dem Abschied von Angelique Kerber klappt im deutschen Damentennis eine gewaltige Lücke.

Von wegen Ruhe-Stand: Auch nach dem wohl härtesten, mit Sicherheit aber aufwühlendsten und vor allem letzten Tag ihrer großen Karriere hatte die notorische Powerfrau Angelique Kerber noch reichlich Kraft im Körper. Bis fast zur Sperrstunde weit nach Mitternacht feierte Kerber im Deutschen Haus den Eintritt in die Tennisrente, kostete noch einmal alle Emotionen aus. Auch dabei wurde deutlich, dass sie sportlich wie menschlich schwer vermisst werden wird.

"Es war ein schöner Abschluss, ein toller Abend mit dem Team und den ganzen Fans hier. Vor allem wenn man noch so unter Adrenalin ist, geht noch einiges", erzählte die 36-Jährige am Morgen danach lachend: "Heute aber spüre ich alles in meinem Körper, jeden Muskel, jede Sehne."

Kein Wunder, hatte sie doch am Mittwoch beim dreistündigen 7:6, 4:6, 6:7 im Viertelfinale gegen die Chinesin Zheng Qinwen erneut und endgültig "alles auf dem Platz gelassen" - die Lieblings- und Dauerfloskel Kerbers in diesen Pariser Tagen, in denen ihre seit dem Comeback nach der Babypause versandende Karriere noch einmal Fahrt aufgenommen hatte. Am Tag nach den Tagen wurde Tennis-Deutschland dann allmählich bewusst, dass die Lücke, die der Rücktritt der ehemaligen Weltranglistenersten reißt, doch gewaltig groß ist.

"Sie war nicht nur im deutschen Tennis sondern auch global eine der besten Spielerinnen der vergangenen zwei Dekaden. Sie wird sicher in die Hall of Fame aufgenommen", sagte ihre langjährige Weggefährtin Andrea Pektokic dem SID im Deutschen Haus: "Ihr einziges Pech war, dass sie die nächstbeste Spielerin nach Steffi Graf war und sie mit dieser noch unglaublicheren Karriere verglichen wurde." Tokio-Olympiasieger Alexander Zverev sieht Kerber als "eine der Top-Spielerinnen, die die Chance hatten, jedes Turnier zu gewinnen, wo sie antreten." Und das fehle laut Zverev dem deutschen Frauen-Tennis nun.

Die Bestandsaufnahme macht trübsinnig: Die beiden bestplatzierten Spielerinnen in der Weltrangliste, Tatjana Maria (67.) und Laura Siegemund (92.), sind 36 Jahre alt. Jule Niemeier (24) und Tamara Korpatsch (29) haben den entscheidenden Schritt (bislang) nicht geschafft, Eva Lys (22), Ella Seidel (19) oder Noma Noha Akugue (20) müssen ihn bald gehen. "Wir haben viele junge Talente, die gut spielen. Aber wir müssen geduldig sein. Es wird vielleicht eine kleine Lücke entstehen, aber es werden viele nachkommen", sagte Kerber: "Der Prozess dauert, das geht nicht von heute auf morgen."

Der Deutsche Tennis-Bund hofft, dass sich Kerber am Prozess beteiligt, trug noch in Paris den Wunsch nach Zusammenarbeit an sie heran. Rolle? Offen. "Ich muss jetzt erstmal ein bisschen frei machen. Dann können wir uns hinsetzen und ich höre es mir gerne an", sagte Kerber.

Ihre ersten Tage im neuen Lebensabschnitt will sie in Paris genießen, "mal zum Beachvolleyball gehen, weil die Kulisse toll sein muss, und zum Schwimmen". Die Flieger mit ihren Ex-Kolleginnen in Richtung Kanada und USA, wo die Hartplatzsaison beginnt, heben ohne sie ab. "Angie" hat frei. Nach 21 Jahren ist das fein.

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