Porsche Tennis Grand Prix: Finalistin Elena Rybakina im Interview - „Ich habe mich nicht verändert, das ist sicher“

Elena Rybakina hat die Tenniswelt mit ihrem Wimbledonsieg 2022 überrascht. Seitdem hat sie sich an der Spitze festgesetzt. Ein Gespräch über ihr Pokerface und jahrelanges Gruppentraining.

von Florian Goosmann aus Stuttgart
zuletzt bearbeitet: 21.04.2024, 14:21 Uhr

Elena Rybakina
Elena Rybakina

Elena Rybakina spielt eine fantastische Saison 2024, mit bereits zwei Turniersiegen in Brisbane und Abu Dhabi und den Finals in Doha und Miami. Auch beim Porsche Tennis Grand Prix spielt sie um den Titel (ab 13 Uhr), nachdem sie die bislang in Stuttgart ungeschlagene Iga Swiatek am Samstag bezwungen hat.

Elena, es ist schon eine Weile her, aber wir müssen über Wimbledon sprechen. Sie haben dort 2022 sensationell gewonnen. Wie hat sich Ihr Leben danach geändert, wie haben Sie sich verändert?

Das ist nun schon zwei Jahre her, aber ja – ich habe viel Aufmerksamkeit bekommen nach dem Wimbledonsieg. Neue Sponsoren sind eingestiegen. Es war eine tolle Leistung, mein ganzes Team und ich waren stolz, das geschafft zu haben. Aber für mich ist auch viel Verantwortung hinzugekommen mit dem ganzen Erfolg. Das ist nicht immer leicht zu handhaben./

Viele Stars sagen oft: Ich habe mich nicht verändert – eher die Leute in meinem Umfeld. Wie ist es bei Ihnen?

Ich habe mich nicht verändert, das ist sicher. Und die Leute um mich herum… (überlegt) Manche sind wohl etwas schüchterner geworden, wenn sie mit mir sprechen wollen. Ja, mein Umfeld hat sich verändert, aber eher in der Art, dass auch ältere Freunde etwas Bedenken haben, wenn sie mit mir reden möchten. Aber ich bin noch dieselbe wie vorher.

Auf dem Platz haben Sie immer ein Pokerface, auch das Wimbledonfinale haben Sie extrem entspannt runtergespielt. Sind Sie so cool oder sieht es in Ihnen drin anders aus?

Bei mir spielt sich alles im Inneren ab. Vielleicht ist das nicht sonderlich gut, man muss seine Emotionen manchmal rauslassen. Während des Finals war ich sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, hatte viele Zweifel, auch darüber, wie ich spielen sollte. Es waren viele Emotionen dabei.

Eine ruhige Fassade ist manchmal aber nicht schlecht. Die Gegnerinnen wissen dann nicht, was in Ihnen abgeht – ob Sie happy, wütend, nervös oder ängstlich sind.

Das mag sein. Manchmal muss man dem Gegenüber dennoch etwas zeigen. Aber es ist schwer, sich zu ändern, von daher bleibe ich so wie ich bin.

Sind Sie generell ein gechillter Mensch? Wenn man Sie herumlaufen sieht, haben Sie auch eine entspannte Art. Sie schlendern geradezu.

Ich bin ein sehr ruhiger Mensch. Mit mehr Verantwortung kommt natürlich auch mehr Stress, aber man wird erwachsener, je mehr Erfahrung man über die Jahre hinweg sammelt. Man betrachtet die Dinge aus einem anderen Blickwinkel.

Man hört oft über Sie, wie höflich Sie sind. Roger Federer sagte einst: "Es ist nett, wichtig zu sein – aber es ist wichtiger, nett zu sein." Teilen Sie dieses Motto?

So wurde ich erzogen. Dazu kommt, dass ich mit demselben Coach zusammenarbeite, seit ich 19 Jahre alt bin. Er hat mir viele gute Dinge beigebracht – auf und außerhalb des Platzes. Ich gebe mich so, wie ich bin, und daran wird sich nichts ändern, denke ich.

Sie haben eine ungewöhnliche Jugend hinter sich. Sie haben bis zu Ihrem 15 Lebensjahr ausschließlich in Gruppen mit acht Spielern trainiert, auch danach noch mit vier Spielern auf einem Platz. Wie kann man es so zum Profi schaffen – und dazu noch so weit nach vorne?

Ich war damals noch auf der Schule, habe auch dort nichts ausgelassen. Das war selten, viele andere haben das getan und sich nur aufs Tennis konzentriert. Ich bin auch wenig mit meinen Eltern auf Turniere gereist, sondern meist alleine. Das war aber eine gute Erfahrung auf dem Weg zum Erwachsenwerden, um verantwortungsbewusst zu werden. Aber das Training war nicht einfach, mit mehreren Spielern auf einem Platz. Wenn ich rückblickend etwas ändern könnte, wäre es, mehr Privattraining zu bekommen. Aber es hat auch Spaß gemacht. Ich habe mich erst mit 17 oder 18 Jahren dazu entschlossen, es als Profi zu versuchen.

Wie haben Ihre Eltern reagiert – haben sie das unterstützt oder wollten sie, dass Sie etwas Seriöses machen?

Finanziell war alles nicht einfach. Ich habe zwar als Juniorin gut gespielt. Aber wie alle Eltern waren auch meine Eltern besorgt, was passieren könnte. Ich hätte mich verletzen können, und was dann? Mein Vater meinte: Du hast gute Ergebnisse im Jugendbereich, du könntest in die USA gehen, dort studieren!

Wie ging es weiter?

Am Ende habe ich meine Eltern überzeugt. Und hatte Glück, dass der kasachische Tennisverband nach Spielern gesucht und mich gefunden hat. Damit bekam ich ein professionelleres Umfeld und konnte mich voll aufs Tennis konzentrieren.

Lassen Sie mich raten: Ihre Eltern sind mit Ihrer Entscheidung mittlerweile einverstanden, oder?

(lacht) Ja, klar, das sind sie.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute weiterhin!

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Rybakina Elena

von Florian Goosmann aus Stuttgart

Sonntag
21.04.2024, 12:48 Uhr
zuletzt bearbeitet: 21.04.2024, 14:21 Uhr

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