WTA: Spielerin des Jahres, Kandidatin zwei - Julia Görges

Die tennisnet.com-Redaktion pickt ihre KandidatInnen für die Spieler und Spielerinnen des Jahres auf der ATP- und der WTA-Tour. Wir beginnen mit den Damen. Heute: Julia Görges.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 04.12.2018, 08:08 Uhr

© getty
Julia Görges absolvierte ein überragendes Jahr 2018!

Dass Julia Görges nicht der naheliegendste Tipp für die beste Spielerin des Jahres ist, liegt auf der Hand. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf: Die Deutsche darf auf eine herausragende Saison 2018 zurückblicken und konnte sich dank konstanter Leistungen in der Weltspitze etablieren.

Nach dem hervorragenden Endspurt im Jahr 2017 mit den Turniersiegen in Moskau und Zhuhai eröffnete Görges das so schwierige zweite Jahr in Auckland. Klar, die 30-Jährige hatte das Jahr 2011 an Position 21 beendet, der absolute Durchbruch erfolgte dennoch erst sechs Jahre später.

Der Saisonstart in Neuseeland verlief verheißungsvoll: Jule setzte sich im Endspiel gegen die spätere Australian-Open-Siegerin Caroline Wozniacki durch. Was durfte man sich für die bevorstehende Spielzeit also alles von Görges erwarten? Einen Durchmarsch an die Weltspitze? Oder doch eher einen baldigen Einbruch?

Ein Absturz in der Rangliste wurde es nicht, ebenso wenig trat die Deutsche allerdings eine Alleinherrschaft im Damentennis an. Eines schaffte Görges dennoch: Konstanz in ihr Spiel zu bringen. Tennisnet blickt auf die Saison der Bad Oldesloerin zurück.

Was spricht für Görges?

Nach dem überragenden Saisonstart mit dem Turniersieg in Auckland ließ sich Görges auch vom Zweitrundenaus bei den Australian Open nicht aus der Ruhe bringen. Ein Halbfinaleinzug bei den St. Petersburg Open brachte die Deutsche wieder zurück in die Spur. Diese Gelassenheit nach bitteren Niederlagen steht sinnbildlich für die abgelaufene Spielzeit.

Selbst nach der Drittrundenniederlage bei den French Open und dem Ausscheiden in der zweiten Runde in New York schlug Jule immer wieder zurück. Symptomatisch hierfür ist das Erreichen der Vorschlussrunde in Wimbledon nach der Enttäuschung in der französischen Hauptstadt. In London zeigte Görges auf dem bis dato so ungeliebten Untergrund, welche Fähigkeiten in ihr stecken und was ihr Spiel so gefährlich macht.

Der brachiale Aufschlag gepaart mit Powertennis von der Grundlinie - zwei Komponenten, die die 30-Jährige in der abgelaufenen Saison perfektionierte - brachten sie im Mekka des Tennissports bis ins Halbfinale, wo Görges erst der wohl besten Spielerin aller Zeiten, Serena Williams, unterlag. Trotz der sechs Turniersiege in ihrer Laufbahn stellt der Semifinaleinzug in Wimbledon den größten Erfolg ihrer Karriere dar.

Career High im August

Nicht nur, weil Görges auf dem heiligen Rasen spielerisch glänzte - nein, sie zeigte ihr Kämpferherz und spielte sich allen Widrigkeiten zu Trotz (ungeliebter Belag, Achtelfinal-Fluch bei Grand-Slam-Turnieren) bis in die Runde der letzten Vier. Zudem konnte Görges dank dieses tollen Erfolges erneut in die Top Ten der WTA-Weltrangliste vorrücken. Erstmals war ihr dies im Februar 2018 gelungen.

Dass die Deutsche nach dem Erreichen des Career-Highs im August 2018 (Platz neun) die Spielzeit wie im Vorjahr auf dem starken 14. Platz beendete, lag vor allem an starken Leistungen ihrer unmittelbaren Konkurrentinnen gegen Ende des Jahres. Zudem durfte Görges im Jahr 2018 über zwei Turniersiege jubeln.

Neben dem Sieg beim Event in Auckland triumphierte die Bad Oldesloerin im Oktober in Luxemburg, beim Finalsieg über Belinda Bencic ließ Jule keinen einzigen Breakball zu. Dies ist in erster Linie auf den konstant starken Aufschlag sowie druckvolle Grundschläge zurückzuführen. Diese neu gewonnene Konstanz in den wichtigsten Bestandteilen ihres Spiels machten Görges neben den angesprochenen Erfolgen zu einer der heißesten Aktien auf der WTA-Tour.

Was spricht gegen Görges?

Bis auf den Wimbledon-Halbfinaleinzug muss Görges bei den Major-Veranstaltungen auf eine enttäuschende Saison 2018 zurückblicken. Bei den Australian Open schied sie als Mitfavoritin auf den Titel in der zweiten Runde gegen die Französin Alize Cornet glatt in zwei Sätzen aus, auch bei den US Open scheiterte sie in der gleichen Runde an der Russin Ekaterina Makarova.

Darüber hinaus musste sich Jule bei den French Open in der Runde der letzten 32 Serena Williams geschlagen geben. Niederlagen, die alle passieren können, aber nicht sollten, will Görges den nächsten Schritt in Richtung absoluter Weltklasse machen.

Zudem blieb der ganz große Coup bei einem der Premier-Mandatory bzw. Premier-5-Events aus. Gerade bei diesen Veranstaltungen gibt es für die 30-Jährige viel Luft nach oben, könnte sie doch gerade hier den Grundstein für eine noch bessere Weltranglistenposition legen.

von Nikolaus Fink

Dienstag
04.12.2018, 08:08 Uhr