Wie von einem anderen Stern
Deutschlands derzeit bester HTT Spieler David Steiert, hat am Dienstag Abend das letzte HTT Masters ...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
15.11.2024, 13:18 Uhr
Deutschlands derzeit bester HTT Spieler David Steiert, hat am Dienstag Abend das letzte HTT Masters Series Turnier des Jahres gewonnen, und das in unfassbar eindrucksvoller Manier. Der 31jährige Münchner deklassierte im Endspiel der 28. Auflage des November 1000er-Events im Union Tennis Center La Ville den als Nummer 2 im Maindraw gesetzten HTT US Open Sieger Adnan Al Mahmoud, und entzauberte in nur 57 Minuten Spielzeit den als großen Favoriten für die anstehenden HTT Finals gehandelten Rumänen mit 6:0 und 6:2. Mit seinem zweiten 1000er-Triumph nach September 2023 ist David Steiert nun der erste deutsche Spieler der HTT Geschichte, der es auf mehr als einen Erfolg auf HTT Masters Series Ebene gebracht hat. Ein Bericht von C.L
Nach dem Triumph noch mit dem Fahrrad nach Hause
Er ist schon eine echte Maschine, dieser 31jährige in München geborene Wahl-Wiener, mit der imposanten Statur eines Leichtathletik-Stars. Als man am Dienstag Abend knapp nach 22 Uhr über den Parkplatz die Tennisanlage des UTC La Ville verließ, funkelte die riesige silberne Trophäe im Dunkel der kalten November-Nacht. In den Händen mühsam gehalten von Steierts Freundin, während vom großen Champion keine Spur zu sehen war. Des Rätsels Lösung: Der frischgebackene HTT November Masters Series 1000 Gewinner war längst auf dem Heimweg, und das – scheinbar unausgelasteter Weise – mit dem Fahrrad, während der Pokal samt Freundin und Fans Steierts in einem Taxi verschwanden. Ja, möglicher Weise war David Steiert nach seinem gerade einmal 57 dauernden Final-Auftritt wirklich noch nicht ausgelastet genug. Außer Atem beim 163. HTT Saisonfinale am Altmannsdorfer Ast kamen nämlich nur ein heillos überforderter Gegner und die Zuschauer angesichts der atemberaubenden Vorstellung des Deutschen.
Steiert mit “Sahnetag” düpiert amtierenden HTT US Open Sieger
Es war nicht das beste Match der Turniergeschichte – dazu gehören immer zwei Spieler auf absolutem Top-Niveau agierend – aber wohl die mit Abstand beste Performance, die ein einzelner Spieler in der fast drei Jahrzehnte andauernden Ära dieses November Masters Series 1000 Events an den Tag legte. Es war gerade einmal eine halbe Stunde in diesem denkwürdigen und rein international besetzten Finale gespielt, als Adnan Al Mahmoud – seines Zeichens immerhin amtierender HTT US Open Sieger – beim Stand von 0:6 und 0:1 mit hängendem Kopf und einem süffisanten Lächeln im Gesicht zu seiner Bank schlich, und den gleich daneben sitzenden Turnierdirektor fragend anschaute. “Kannst Du mir sagen, was ich gegen ihn spielen soll? Was kann ich machen?”. Nun die Antwort auf diese kryptische Frage war ganz klar und eindeutig. Nichts, rein gar nichts! Al Mahmoud konnte an diesem für ihn so schwierigen und bitteren Abend nichts tun, außer womöglich zu warten, ob Steiert irgendwann dieses irre Tempo und abstrakt wirkende Niveau in seinem Spiel verlieren würde. Niemand auf der Hobby Tennis Tour wäre an diesem Abend des 12. November 2024 im Stande gewesen, dieses ins Rollen gekommene deutsche Kraftpaket auch nur irgendwie zu stoppen. Steiert erwischte einfach einen “Sahnetag” wie seine Landsleute sagen würden, einen absolut delizösen Abend, in dem er seine viel zitierten und oftmals gehuldigten Trainingsleistungen in ein Wettbewerbs-Match mit Erfolg transportieren konnte.
Steiert mit Gala-Vorstellung, Extra-Show und Kantersieg
Und so bekam man in einer mehr als sehenswerten und fast abartigen Art und Weise zu sehen, wie es Trainingspartnern des David Steiert so ergehen kann. Der 31jährige baute schon beim Service einen immensen Druck auf, ließ Al Mahmoud auch keine Luft zum Durchschnaufen beim zweiten Aufschlag, der mit der gleichen Wucht und Präzision übers Netz geflogen kam. Mit der Vorhand schoß der Deutsche aus allen Ecken und Winkeln des Platzes die unmöglichst scheinenden Winner, und auch mit seiner klug abgemischten Rückhand, von der ab und an auch mal ein Slice kam, diktierte und dominierte Steiert das letzte HTT 1000er-Finale nach Belieben. Über den Spielverlauf an sich gibt es nichts Berichtenswertes, außer vielleicht, dass sich der Deuscthe im Finish verleiten ließ, vor seinen Fans noch ein bißchen Show oben drauf zu setzen. Als nämlich nach nur 47 Minuten beim Stand von 6:0, 5:0 noch zwei seiner Freunde den Weg auf den Platz fanden, begann Steiert die Geschichte um die Spur zu übertreiben. So kam Al Mahmoud aufgrund einiger unerzwungener Fehler seines Gegners noch zu zwei Games in der Schlußphase. Die machten das Debakel aus Sicht des neuen Ranglisten-Zweiten zwar nicht erträglicher, aber zumindest das Endresultat optisch ansehnlicher.
Jelavic & Parfenov komplettieren mit Sieg im Doppel internationale Festspiele beim 28. November Masters Series 1000 Turnier
“Geil war’s! Ich bin heute wirklich sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich habe mir heuer bei vielen Turnieren auf der HTT schwer getan, mein Trainingslevel im Wettkampf abzurufen. Aber heute hat das super geklappt. Ich habe mich sehr wohl gefühlt auf dem Platz, und die Intensität hat von Punkt 1 an gestimmt. So kann es in Zukunft gern weitergehen” strahlte Steiert, der sich mit seinem zweiten HTT Karriere-Titel nahe an die Top Ten heranschob, und aktuell als Nr. 12 der HTT Computer-Rangliste rangiert. Apropos Ranking: Erstmals in der Geschichte der HTT Entry-List, und die gibt es ja seit September 1990 und damit 1781 Wochen, führen mit Damian Roman und Adnan Al Mahmoud gleich zwei rumänische Spieler die Wertung an. Und während Steiert am Dienstag Abend für den 43. Turniersieg eines deutschen Spielers in der HTT Historie sorgte, ist Adnan Al Mahmoud eineinhalb Wochen vor Beginn der Finals auf dem harten Boden der Realität zurück. Selbstläufer wird das HTT Saisonfinale der Top 8 im UTC La Ville für den designierten Titelfavoriten und HTT US Open Champion keiner werden. “Ich muss dem David gratulieren. Das war echt eine ganz starke Vorstellung. Ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Solche Tage gibt es. Ich muss das schnell abhaken und nach vorne schauen! Immerhin steht mit den Finals mein erklärtes Saisonziel vor der Türe”, so der 36jährige Rumäne. Übrigens: Die 28. Auflage des November Masters Series 1000 Turniers wurde am Dienstag Abend zum totalen Triumphzug der internationalen HTT Stars. Sowohl im Einzel als auch im Doppel gab es rein internationale Begegnungen ohne rot-weiß-rote Beteiligung. Und so eroberte das kroatisch-zypriotische Duo Janko Jelavic und Nikita Parfenov mit einem 6:4, 6:3 Erfolg über Oleksi Popov & Mike Juritsch nicht nur den 1000 Punkte bringenden Titel, sondern auch noch ein Ticket für die am 23. November in Szene gehenden HTT Finals im Doppel.